USA 2023 Tag 5

16.09.

Zeittechnisch waren wir irgendwie noch nicht so richtig angekommen. Bereits um 05:00 Uhr lagen wir hellwach im Bett und standen dann auch eine Stunde später auf. Die Handgriffe saßen an diesem Morgen bereits perfekt und wir waren richtig gut eingespielt. Super!

Frisch geduscht, das Frühstück im Magen, Frischwasser getankt und Abwasser entsorgt, starteten wir schon um 07:30 Uhr in den Tag. Wenn ich Tom vor einer Woche gesagt hätte, dass wir so früh losfahren, hätte er mir schön einen Vogel gezeigt! *lach*

Mit 15°C war es recht frisch und ich kuschelte mich in meine warme Fleecedecke. Nebel hing noch in den Bäumen und mit meinen Schlappen an den Füßen war ich eindeutig zu luftig gekleidet.

Am Anderson Aussichtspunkt zog ich deshalb mal lieber meine lange Hose und Chucks an. Der Blick auf die ca. acht Kilometer lange Landzunge und unseren Campingplatz war zwar diesig, aber trotzdem schön. Und soll ich euch was sagen… Von meinem „früh-aufstehen-hassenden“ Ehemann kam doch tatsächlich ein „Irgendwie ist es ja schön um diese Uhrzeit! Lass uns doch jetzt immer so früh aufstehen!“ WAS? Wer bist du und was hast du mit meinem Hasen gemacht?? Bei so einer Aussage strahlte ich natürlich übers ganze Gesicht! Ich liebe es, früh unterwegs zu sein, wenn alles noch schläft und man seine Ruhe hat!

Unser erster Sightseeing-Punkt des Tages war das kleine Örtchen Neskowin.

Dort am Strand befinden sich 2.000 Jahre alte Baumstümpfe. Die Bäume waren ca. 200 Jahre alt, als sie durch ein Erdbeben oder einen Tsunami begraben wurden. Erst im Winter 1997 /98 wurden sie durch einen Sturm freigelegt.

Nebel hing in den Bäumen und die Atmosphäre war super mystisch, als wir mutterseelenallein am Ufer entlangspazierten.

Leider trennte ein kleiner Fluss den Strand in zwei Teile und ich hatte ja meine Schlappen gegen die Chucks getauscht… Boah, was hatte ich jetzt eine Lust, die auszuziehen und nasse sandige Füße zu bekommen!!

Aber mein Hase, mein weltbester Ehemann, zog seine Schuhe aus, mutierte zu einem Alpaka und trug mich über die reißenden Fluten! Mein Held!! *lach*

Aber all die Mühe war völlig umsonst… Denn von den Baumstümpfen entdeckten wir nur vier! Diese waren auch noch schwer zu erkennen, da sie voll mit Muscheln hingen und wir erst dachten, es seien Felsen.

Der Rest des „Waldes“ war wohl wieder unter dem Sand begraben?! Schade, aber dennoch war es wunderschön dort, so alleine am Meer… *hach*

Als wir langsam zum Camper zurückspazierten, tauchte aus dem Nebeldunst eine vierköpfige Familie auf. Wirklich Zeit zu gehen! Es wurde voll…

Praktischerweise findet jeden Samstag in dem Örtchen ein kleiner Farmers Market statt. Und da wir Samstag hatten… *dumdidum*

Direkt kamen wir dort mit dem Besitzer einer kleinen Brennerei ins Gespräch. Was auch sonst!

Sebastian erzählte mit Begeisterung von seinen Produkten und ließ uns alles probieren. Mit einer Flasche Rye Whiskey (Roggen) und einer Flasche Birnenbrand verabschiedeten wir uns und zogen zum nächsten Stand.

Dort probierten wir uns durch das Marmeladen-Sortiment. Auch da ließen wir etwas Geld und machten uns dann aber lieber vom Acker! Wir waren schließlich mit dem Flugzeug angereist und das ganze Zeug musste in ein paar Wochen ja irgendwie in unsere Koffer passen! Auch hier waren wir halt sehr verwöhnt von unseren Auto-Urlauben…

Weiter ging es die Küste runter bis nach Lincoln City. Aus den Augenwinkeln sahen wir im Vorbeirauschen ein Schild mit der Aufschrift „Mr. Bills Smokehouse“! Oooh! Hase warf direkt den Anker und verzweifelt suchten wir einen Parkplatz. Das war mit dem acht Meter Womo gar nicht so einfach… Nach gefühlten 25 Wendemanövern stand der Camper endlich und wir schlenderten zum Smokehouse. Wow, der leckere Geruch krabbelte uns schon einige Meter vorher in die Nasen.

Mit einer großen Tüte und einem glücklichen Ehemann gingen wir dann aber auch noch zum Süßkram-Laden „The Chocolate Frog“. Jeder sollte ja auf seine Kosten kommen. *grins*

Auf dem Rückweg zum Womo entdeckten wir eine alte ausgediente Telefonzelle, das „Wind-Telefon “. Es ist für alle, die einen geliebten Menschen verloren haben und ihm noch etwas sagen möchten. Hach, sofort bekam ich einen dicken Kloß im Hals… *schnief*

Was ich noch zu der Länge unseres Wohnmobils sagen will, wir hatten dort eins der kleineren Fahrzeuge. Mit was für riesigen Campern und Wohnwagen die Amis rumfahren!! Unglaublich! Und dann hängt hinter einem 12 Meter langen Camper auch noch ein Pick-up oder gleich ein Boot! Total crazy! Die finden dann nicht mal eben so einen Parkplatz.

Im kleinen Nest Depoe Bay bummelten wir ein bisschen durch die Geschäfte und setzten uns dann mit einem leckeren Kaffee auf die Ufermauer. Während wir uns den Wind um die Nasen pusten ließen, aßen wir das Beef Jerky aus „Mr. Bills Smokehouse“.

Draußen vor der Küste fuhren die Anglerboote und Walbeobachtung-Zodiacs auf und ab. Wir konnten ohne großes Gewackel, ganz gemütlich von der Mauer aus, auch einen Wal beobachten. So schön!!

Nachdem wir dann auch noch etwas Geld in einem superschönen Klamottenladen gelassen hatten, fuhren wir weiter.

Auf dem weiteren Weg die raue Pazifikküste entlang jagte ein Spot den nächsten und hinter jeder Kurve mussten wir anhalten und die schöne Aussicht genießen.

Zum Nachmittag hin kam dann auch endlich die Sonne raus und alles war gleich doppelt so schön!

Am Heceta Head Lighthouse spazierten wir zum kleinen 17 Meter hohen Leuchtturm hoch. Eigentlich wollten wir das bereits vor vier Jahren machen. An dem Tag damals hatte es aber in Strömen geregnet und wir sind lieber im Wohnmobil sitzengeblieben und haben eine pitschnasse Möwe beobachtet. *lach*

Aber jetzt war wunderbares sonniges Wetter und wir genossen den kurzen Weg zum Lighthouse, welches oberhalb der Klippen den Naturgewalten trotzt.

Das ehemalige Doppelhaus der Hilfswachen vom Leuchtturmwärter könnte mir auch gefallen. Es hat so eine schöne Veranda!

Das Haus vom Leuchtturmwärter steht hingegen leider nicht mehr. Nach der Elektrifizierung war er quasi überflüssig und sein Haus wurde abgerissen. Schade…

Am letzten Aussichtspunkt des Tages entdeckten wir unten am Ufer eine große Gruppe Seelöwen. Sie brüllten sich gegenseitig an und machten ordentlich Lärm.

Um kurz vor 18:30 Uhr kamen wir am schönen Campingplatz an den großen Sanddünen an.

Unser Stellplatz mitten im Wald war richtig toll und ich lief direkt zum „Welcome Center“ rüber und besorgte zwei Bündel Feuerholz.

Tom grillte Lachsröllchen und ein Steak für unser Abendessen, während ich mich im Womo um das Gemüse kümmerte.

Nach dem Essen saßen wir am knisternden Lagerfeuer, sahen die ISS am Nachthimmel vorbeiziehen und konnten sogar die Starlinks beobachten! Cool, die hatten wir bis jetzt erst einmal sehen können.

Man müsste die Zeit anhalten können… Schön war’s!

Kilometer: 205
Wetter: 17°C, bewölkt, ab nachmittags Sonne
Stellplatz: Jessie M. Honeyman Memorial State Park (42 $ + 8 $ Gebühr; 46 €)
Strom, Wasser und dumpen


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