Schweiz
08.05. – 18.05.2021
Die Schweiz! Mmh, die stand zwar auf unserer Bucket-Liste, aber doch relativ weit unten. Eigentlich hatten wir geplant, im Mai 2021 nach Cornwall zu fahren. Aber „dank“ Corona mussten wir umplanen. Eine Reise nach Großbritannien wäre nicht möglich gewesen, die Grenzen waren geschlossen. Ein- und Ausreisen ohne triftigen Grund waren nicht möglich! Eigentlich war ganz Europa dicht. Ganz Europa? Nein! Ein kleines Land im Süden ermöglichte ein problemloses Einreisen. Und das Wichtigste: Bei der Rückreise nach NRW reichte ein negativer Test aus. Wir mussten also nicht in Quarantäne. Super!
Toms Bruder Jan und seine Freundin Elli fanden das genauso prima wie wir und verbrachten ihren Urlaub ebenfalls in der Schweiz. Da bot sich doch ein Treffen an und vielleicht könnten wir zusammen zum „Top of Europe“ fahren, dem höchstgelegenen Bahnhof Europas?! Wir wollten das spontan und je nach Wetterlage entscheiden.
Einen Tag vor unserer Abreise machten wir dann ein Date aus und reservierten die Karten (200 CHF incl. Sitzplatzreservierung; 193 € pP) für den darauffolgenden Sonntag. Die Wettervorhersage versprach Sonnenschein.
08.05.
Bei frischen 2°C luden wir um kurz nach 05:00 Uhr die letzten Taschen ins Auto. 2°C!!!! Es war Mai! Unfassbar… Nachdem wir unsere Kaffeebecher gefüllt hatten, starteten wir um 05:30 Uhr Richtung Süden.
An einer Tankstelle in der Nähe von Freiburg kauften wir für 42 Euro die Schweizer Vignette. Im Nachhinein wäre die direkt an der Grenze mit 40 CHF (36,50 €) billiger gewesen.
Mit zwei kurzen Pausen erreichten wir bereits um kurz nach 10:00 Uhr die Schweiz. Wir waren megagut durchgekommen und wurden vom Zollbeamten keines Blickes gewürdigt.
Die Sonne schien und wärmte uns durch die Autoscheiben. Während wir die ersten Blicke auf die hügelige Schweizer Landschaft genossen, verhandelte Tom heftig mit mir. Dass er kein Wanderfreund ist, wisst ihr ja. So versucht er für jeden Spaziergang als Belohnung etwas rauszuschlagen. Nach einer kurzen Diskussion einigten wir uns darauf, dass er sich nach dem Urlaub mit so vielen Wanderungen, wie ich wollte, einen Whisky für Summe „geheim“ kaufen könnte.
Für alle „Sich-jetzt-unterdrückt-Fühler“: Das ist zwischen uns nur ein Spaß. Selbstverständlich kauft er sich was er will!
Nach einigen Kilometern erblickten wir die schneebedeckten Alpen am Horizont. Wow, das sah echt traumhaft aus!
Kurz vor Leissigen legten wir eine kleine Pause am schönen Thunersee ein und holten an einem Geldautomaten ein paar Schweizer Franken.
Unseren ersten Sightseeing-Stopp, die tosenden Giessbachfälle, erreichten wir um 13:00 Uhr. Fürs Parken waren wir dann unsere ersten 10 CHF (9,13 €) los. Puh, teuer!
Nachdem Tom sich etwas ängstlich mit Müsliriegeln und Kuchen für den beschwerlichen Weg (der war mit lediglich 45 Minuten angegeben!!) eingedeckt hatte, stiefelten wir los. Beim Anblick des „steilen“ Waldweges verzog er etwas das Gesicht und trottete lustlos hinter mir her. Ihr merkt, mein Ehemann und Wandern…? Keine gute Kombination. Treue Leser wissen das ja. *lach*
Der Fluss Giessbach fließt über mehrere Stufen hinab zum türkisfarbenen Brienzersee.
An einer Stelle kann man sogar trockenen Fußes hinter dem Wasserfall herlaufen. Das gefiel dann auch Tom und die „Strapazen“ des Aufstieges waren vergessen. *grins*
Am historischen Grandhotel aus dem Jahr 1874 genossen wir den traumhaften Blick auf den See, die schneebedeckten Berge und zartgrünen Wälder.
Tom gönnte sich eine Bratwurst mit frischem Brötchen für 9 CHF (8,21 €) und ich zapfte das immerhin kostenlose Hotel-WLAN an. Für den stolzen Preis war die Wurst aber wenigstens richtig lecker.
Da das Wetter so schön war, beschlossen wir noch auf den Harder Kulm, den „Hausberg“ von Interlaken, hinaufzufahren. Für 34 CHF pP (31 €) brachte uns die rote Zahnradbahn in acht Minuten rauf auf 1.323 Meter Höhe.
Von dort oben hatten wir einen phantastischen Blick auf den Brienzersee, das Örtchen Interlaken, den Thunersee und die schneebedeckten Berge Eiger, Mönch und Jungfrau.
Glücklicherweise ergatterten wir einen der begehrten Tische direkt an der Mauer und genossen bei Bier und Cola die wärmende Sonne. 1,5 Stunden lang konnten wir den Blick nicht von diesem traumhaften Panorama lassen.
Erst mit der 18:00-Uhr-Bahn ruckelten wir zurück ins Tal und fuhren direkt zu unserer Ferienwohnung in Grindelwald.
Auf den Bildern hatte mir die Unterkunft ja schon gut gefallen. Aber in Natura war sie noch viel schöner. Und der Ausblick von unserer Terrasse… Wer braucht da bitte noch einen Fernseher?
Überaus herzlich wurden wir von unserer Gastgeberin begrüßt und mit den nötigen Infos versorgt. Nachdem das Auto leergeräumt war, setzten wir uns mit einem Teller Suppe nach draußen und freuten uns wie Schneekönige über diese atemberaubende Aussicht!
Als es dunkel wurde, sprangen wir noch rasch unter die Dusche und lagen um 23:00 Uhr in den gemütlichen Betten! Gute Nacht, Freunde!
Unterkunft: Chalet Aiiny (130 € die Nacht)
09.05.
Um 07:15 Uhr schellte der Wecker. In den bequemen Betten hatten wir supergut geschlafen. Auf die Schnelle gab es einen Kaffee und bereits um kurz nach 08:30 Uhr holten wir Jan und Elli mit unserem Auto von ihrem Wohnmobil-Stellplatz ab.
Gemeinsam gingen wir schnellen Schrittes zum supermodernen Grindelwald Terminal. Wir waren doch etwas knapp dran und wussten nicht genau, wo wir hinmussten. Im Nachhinein wäre es aber nicht schlimm gewesen, wenn wir nicht pünktlich gewesen wären. Die Gondeln fahren alle paar Minuten rauf zum Eigergletscher.
Tom und Jan war es etwas mulmig zu Mute, sie hassen Gondelfahren. Wir Mädels hatten allerdings unseren Spaß und genossen die Fahrt mit dem modernen Eiger Express, der direkt entlang der imposanten Eiger-Nordwand emporfährt.
Um 09:30 Uhr kamen wir am Eigergletscher an und dank unserer Sitzplatzreservierung konnten wir an allen anderen Passagieren vorbeigehen. Das waren die bestinvestierten 10 Euro überhaupt! Gemütlich stiegen wir in die Jungfraubahn und machten es uns auf den roten Sesseln bequem.
Keine 20 Minuten nach der Ankunft am Eigergletscher setzte sich die Bahn in Bewegung. Es ging aufwärts durch den berühmten Tunnel in der Eiger-Nordwand bis rauf zur höchsten Eisenbahnstation Europas auf dem Jungfraujoch.
Nach 12 Minuten legten wir allerdings einen kurzen Zwischenstopp an der Station „Eismeer“ ein. Wie die Asiaten sprinteten wir aus dem Zug, schossen schnell ein Foto durch das Felsenfenster von der Eiszeit-Landschaft und hüpften zurück in den Zug! Was für ein Stress! *lach*
Als wir dann endlich oben auf 3.454 Metern ankamen, überrollte uns eine leichte Reizüberflutung. Die vielen Menschen waren wir gar nicht mehr gewohnt und dann die laute Musik, die zahlreichen Schilder und im Hintergrund die großen Glasfenster, durch die wir einen ersten Blick auf die atemberaubende Bergwelt erhaschen konnten.
“Top of Europe” ist eine Welt für sich. Es gibt Restaurants, ein 360° Kino, den höchstgelegenen Lindt-Schoggi-Shop der Welt, einen frostigen Eispalast mit Eisskulpturen, Souvenirshops und einen leicht kitschig angehauchten Erlebnisrundgang, der sich mit der über 100-jährigen Geschichte der Jungfraubahn beschäftigt. Zudem öffnet im Sommer ein Snow Fun Park, in dem man verschiedene Wintersportarten ausprobieren kann. Dort oben kommt wirklich jeder auf seine Kosten.
Nach einer kurzen Orientierung entschlossen wir uns, zuerst auf die Aussichtsplattform vom „Sphinx“-Observatorium hochzufahren. Das waren noch mal etwas über 100 Meter Höhenunterschied. Uns erwartete eine dünne kalte Luft und dazu ein unbeschreiblich schöner Rundumblick auf die schneebedeckten Berge, den Aletschgletscher und das Hinterland! Wow!!
Dann gingen wir durch einen eisigen Tunnel raus auf das Schneefeld. Für gefühlte Minuten war ich blind! Der Schnee reflektierte die Sonne so stark, dass ich meine Augen nicht öffnen konnte und fest zusammenkniff. Die anderen Drei hatten ihre Sonnenbrillen dabei, ich war leider nicht so vorausschauend gewesen. Blöder Fehler!
Natürlich wurde das Erlebnis sofort mit einem schönen Selfie festgehalten. „Wir waren da“, als WhatsApp-Status-Botschaft für die Lieben zu Hause.
Über einen von Pistenraupen präparierten Weg spazierten wir Richtung Mönchsjochhütte, einer direkt an den Felsen gebauten Berghütte. Der Schnee glitzerte in der Sonne und meine Augen hatten sich mittlerweile daran gewöhnt. Der Snow Fun Park war leider noch geschlossen. Zu gerne hätte ich mal die Zipline ausprobiert!
Die grandiose Aussicht auf die schneebedeckte Bergwelt war einfach unbeschreiblich!
Trotz der Alpin-Faszination sollte man immer auf den Weg achten. Dieser ist klar zu erkennen und teilweise auch markiert. Unter keinen Umständen sollte man ihn verlassen, denn bereits wenige Meter nebenan gibt es gefährliche, durch den Schnee verdeckte, Gletscherspalten!
Tom hatte extra seine Wanderstöcke mitgenommen und war heilfroh darüber, denn der Weg hatte es in sich und die dünne Luft ließ uns ganz schön schnaufen. Mit Reden war da nicht viel! Da kam jede Fotopause gerade recht und da meine Kamera mehr oder weniger im Dauereinsatz war, brauchten wir für den mit 45 Minuten angegebenen Weg auch eine Stunde.
Weil Jan und Elli wegen der im Womo wartenden Hunde bereits um 13:17 Uhr die Bahn zurücknehmen mussten, trennten sich an der Mönchsjochhütte unsere Wege.
Die Zwei liefen flotten Schrittes zurück, während Tom und ich gemütlich schlenderten und auf der Hälfte des Weges eine Brotzeit mitten im Schnee einlegten. Pause mit einer einzigartigen Aussicht!
Zurück an der Station gingen wir durch die „Alpin Sensation“. Auf den ersten Blick wirkte die Ausstellung mit einer riesigen Schneekugel und Edelweiß-Lampen extrem kitschig. Aber wir erfuhren dort auch mehr über die Geschichte der Jungfraubahn. Besonders über die Strapazen und die Opfer, die die Bergarbeiter erbrachten, um das Jungfraujoch bahntechnisch zu erschließen. Viele alte Fotos und Gedenktafeln zeugen davon. Ein anfänglich nicht ansprechend wirkender Rundgang, der uns dann doch berührt hat.
Weiter ging es für uns zum Eispalast. Bei -3°C spazierten wir durch die von Menschen geformten Gänge und Höhlen im Gletscher. Teilweise war es ganz schön rutschig! Also immer schön vorsichtig gehen. Dann kann man die glitzernden Skulpturen, die die Künstler aus dem ewigen Eis geschaffen haben auch schmerzfrei bestaunen und genießen.
In Island waren wir ja bereits in einem Gletscher gewesen, aber der Besuch im Eispalast faszinierte und begeisterte uns dennoch. Wir hatten viel Spaß dort und er ist neben der Wanderung zur Mönchsjochhütte ein echtes Highlight!
Im Eispalast liegen übrigens auch drei Fässer mit Whisky, der in der kalten Höhenluft reift. Jedes Jahr gibt es eine limitierte Abfüllung vom „Ice Label“, die Tom am Liebsten direkt gekauft hätte.
Da wir noch ausreichend Zeit bis zur Rückfahrt hatten, liefen wir noch zum Gletscherplateau hoch und genossen auch dort die unglaublich schöne Aussicht. Der Aletschgletscher, der flächenmäßig größte und längste Gletscher der Alpen, lag zu unseren Füßen. Rechts und links türmten sich die Berge auf und am Horizont krabbelten langsam die Wolken über die Gipfel.
Als wir uns dann endlich von dem unvergesslichen Anblick lösen konnten, kauften wir zum krönenden Abschluss im Lindt-Shop leckere Schoggi und spazierten anschließend „schmatzend“ zur Bahnstation.
Unsere Bahn fuhr pünktlich um 15:17 Uhr ab. Am Eigergletscher stiegen wir um in die Gondel, die uns sicher zurück nach Grindelwald brachte. Insgesamt hatten wir rund fünf Stunden am Jungfraujoch und das war für uns der perfekte Zeitrahmen, damit wir uns alles in Ruhe und ohne Stress anschauen konnten.
Im Tal angekommen empfingen uns muckelige 20°C. Nach dem kalten Wind und nur -1°C auf dem Jungfraujoch fingen wir direkt an zu schwitzen. Gaaaanz langsam schlichen wir den Berg zu unserer Ferienwohnung hoch. Bei einem Kaffee auf der Terrasse ließen wir die ganzen Eindrücke sacken und ärgerten uns etwas, dass wir keine Sonnencreme benutzt hatten!
Nachdem wir uns ein sommerliches Outfit verpasst hatten, fuhren wir mit dem Auto nach Lauterbrunnen. Es war erst 17:15 Uhr und die Sonne wollten wir noch ausnutzen. Ab morgen sollte es leider nicht mehr so schön sein.
Auf dem Weg sammelten wir Jan noch ein, Elli blieb bei den Hunden im Wohnmobil. Die Zwei waren vor einer Woche schon einmal in Lauterbrunnen gewesen und so hatten wir nun einen persönlichen Reiseleiter.
Zwei Stunden führte Jan uns durch den kleinen beschaulichen Ort und zeigte uns die schönsten Aussichtspunkte. Wow, wir waren echt beeindruckt von dieser einmaligen Landschaft. Steil abfallende Felswände, urige Holzhäuser, hohe Wasserfälle und die schneebedeckten Berge – geht es noch schweizerischer?
Auch J. R. R. Tolkien ließ sich von dieser Gegend inspirieren als er „Der Hobbit“ und „Herr der Ringe“ schrieb. Also nix mit Neuseeland, Mittelerde liegt in der Schweiz!
Als wir dann gegen 19:30 Uhr „zuhause“ ankamen, gab es erst mal eine heiße Dusche und eine mindestens genauso heiße Suppe. Was auch ziemlich heiß war, waren unsere Gesichter… Die Sonne oben auf dem Berg hatte wirklich ganze Arbeit geleistet und wir Zwei leuchteten wie die Glühwürmchen. Bei einem Glas Wein und Grillengezirpe ließen wir den tollen Tag auf unserer Terrasse ausklingen.
Ziemlich k.o. fielen wir dann um 22:30 Uhr ins Bett.
10.05.
Auf unserer Terrasse frühstückten wir gemütlich. Dabei blies uns ein warmer, aber kräftiger Wind um die Nase. Unsere roten Gesichter brannten von der Sonne gestern. Total bescheuert, dass wir das Eincremen vergessen hatten…
Gegen 08:30 Uhr machten wir uns auf zum Blausee. Auf dem Weg dorthin stoppten wir aber noch an der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Tellenburg. Früher war sie eine Zollstätte, heute nur noch eine hübsche Ruine mit nettem Ausblick.
Am Blausee angekommen, mussten wir erst durch einen mystischen Wald gehen. Die Wege sind zwischen den mit Moos bewachsenen Felsen und den großen Bäumen angelegt worden. Die Luft war feucht, es roch „erdig“ und alles wirkte sehr unberührt.
Gemütlich spazierten wir so zum kleinen Blausee. Der entstand vor rund 15.000 Jahren bei einem gewaltigen und auch bestimmt ziemlich lauten Bergsturz. Seine unglaublich schöne türkisblaue Farbe hat der See von dem mineralhaltigen Wasser.
Wow, die Farbe war wirklich beeindruckend und das Wasser so unfassbar klar! Die zahlreichen Forellen schwammen ganz langsam an der Wasseroberfläche, man hätte sie fast mit den Händen fangen können.
Im kleinen Shop kauften wir noch zwei Forellenfilets und machten uns anschließend auf nach Luzern, wo wir uns gegen 13:30 Uhr mit Jan und Elli trafen. Mit unseren leuchtenden Gesichtern sahen die Zwei uns schon von weitem.
Quatschend spazierten wir durch die schöne Stadt, bestaunten zauberhaft bemalte Häuser, kauften „After-Sun“ in einer Apotheke und genossen die gemeinsame Zeit.
Natürlich führte uns der Weg auch über die berühmte Kapellbrücke. In der Mitte der ältesten Holzbrücke Europas steht der Wasserturm. 1993 brannte ein Großteil der Brücke und leider wurden dabei auch die meisten der wunderschön bemalten Holztafeln zerstört. Einige Bilder konnten glücklicherweise restauriert werden und auch die Brücke wurde schnell wieder aufgebaut.
Bei unserem Rundgang spazierten wir auch über die Spreuerbrücke, die zweite gedeckte Holzbrücke Luzerns. So erreichten wir die nördliche Flussseite.
Wir erklommen einen Teil der mittelalterlichen Stadtmauer, die Museggmauer. Mit ihren neun noch erhaltenen Türmen ist sie eins der Wahrzeichen der Stadt.
Da vier der Türme in den Sommermonaten öffentlich zugänglich sind, stiegen wir in diesen die steilen Holztreppen empor. Trotz des bedeckten Himmels genossen wir die wunderbaren Aussichtspunkte mit einer herrlichen Sicht über die ganze Stadt. Da hatte sich die Anstrengung doch gelohnt.
Direkt neben der Museggmauer verliebten wir uns in zwei süße, genüsslich Gras kauende Alpakas. Die Zwei gehören zusammen mit vier Hochlandrindern und diversen anderen Tieren zum Kulturhof „Hinter Musegg“, dem letzten Bauernhof der Stadt Luzern. Leider habe ich erst nach unserem Besuch von dem Hof erfahren. Sonst wären wir bestimmt auf ein hofeigenes Museggbier dort im Restaurant eingekehrt.
Gemütlich bummelten wir durch die Altstadt mit ihren kleinen Gassen und malerischen Plätzen. Überall saßen die Menschen in Straßencafés, aßen etwas, tranken einen Cappuccino und schwatzten. Nach dem fast sechsmonatigen Corona-bedingten Lockdown in Deutschland war das für uns ein total ungewohntes Bild.
Zum Abschluss der Stadtbesichtigung setzten wir uns direkt an die Reuss in ein Restaurant und aßen leckeres Käsefondue (33,50 CHF; 32 € pP). Ohne Alkohol im Käse hätte es mir bestimmt noch besser geschmeckt… Es war so ein unfassbar tolles Gefühl draußen zu sitzen, etwas zu essen und danach den Tisch nicht abräumen zu müssen. Was hatten wir das im Lockdown vermisst!!!
Zum Verdauen der doch etwas schwer im Magen liegenden Mahlzeit schlenderten wir noch etwas am Ufer des Vierwaldstättersees entlang.
Um 18:00 Uhr trennten sich unsere Wege dann wieder. Die Zwei blieben noch in Luzern und wir fuhren zurück nach Grindelwald. Vorher kauften wir aber bei Läderach noch köstliche Pralinen und leckere Schokolade.
Gute zwei Stunden später, nachdem wir uns von den beiden verabschiedet hatten, kamen wir an unserer Ferienwohnung an. Die Eiger-Nordwand hatte sich hinter dicken Wolken versteckt und so machten wir es uns das erste Mal auf dem Sofa gemütlich. Die köstliche Schoggi von Läderach war im Nu vernichtet! Die war aber auch lecker. Verdammt!
Unsere Gesichter wurden noch mal dick mit der After-Sun-Creme aus der Apotheke eingeschmiert und hundemüde krabbelten wir um 23:00 Uhr ins Bett. Am nächsten Tag sollte es regnen und wir wollten ausschlafen. Da machte ich mal lieber noch schnell den Wecker aus. Gute Nacht!
11.05.
Regen = Ausschlafen und gemütlich frühstücken. Erst um 13:30 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Interlaken. Von den Bergen sahen wir nicht viel und mit 9°C war es recht kalt.
Bei der Brauerei „Rugenbräu“ kaufte Tom dann endlich den Swiss Mountain Single Malt Whisky „Ice Label“. Für die besondere Ausreifung in der Eisgrotte auf dem Jungfraujoch (3454 m) wollten die Schweizer aber auch stolze 145 CHF (132 € 0,5l) haben!
In Interlaken schlichen wir unter unseren Regenschirmen einmal durch den Ort. Dort reiht sich ein Uhrengeschäft an das Nächste. Die meisten davon waren aber geschlossen. Auch viele andere kleine Läden waren zu, wir waren halt noch in der Nebensaison unterwegs.
Zum Glück gab es aber genug offene Geschäfte und wir wurden ordentlich Geld los.
Um 18:30 Uhr waren wir zurück in Grindelwald und Tom gönnte sich ein heißes Bad, während ich es mir auf dem Sofa bequem machte.
Nach dem Essen guckten wir den Film „Nordwand“. Wenn wir den Berg schon nicht live sehen konnten, dann wenigstens auf dem Tablet. *lach*
Um 23:30 Uhr schleppten wir uns ins Bett. Nichtstun macht müde!
12.05.
Um kurz vor 10:00 Uhr ging es ins Lauterbrunnental zu den Trümmelbachfällen, die sich so tief in den Felsen gefressen haben, dass man sie von der Straße gar nicht mehr sieht. Der Trümmelbach wird aus den Gletschern von Eiger, Mönch und Jungfrau gespeist und bis zu 20.000 Liter Wasser pro Sekunde stürzen sich dort in die Tiefe.
Mit einem abenteuerlichen Tunnel-Lift konnten wir ganz gemütlich bis oberhalb des 6. Wasserfalls fahren. Insgesamt gibt es zehn Wasserfälle, die alle über mit Geländern gesicherte Treppen, Plattformen, Tunnel und Wege gut zu erreichen sind.
Es ist wirklich beeindruckend, wie sich das donnernde Wasser in den Felsen „gegraben“ hat, mit welcher Energie es sich seinen Weg sucht. Die Wände sind glattgeschliffen, es gibt ausgewaschene Kessel und die unglaubliche Wasserkraft ist deutlich spürbar. Ein faszinierendes Naturspektakel, das schwierig auf Bildern festzuhalten ist.
Teilweise gelangt kaum noch Tageslicht zu den stürzenden Wassermassen, dazu der ohrenbetäubende „Lärm“, es war stellenweise etwas unheimlich. Dieses Donnern, Tosen, Gurgeln und Zischen des Wassers – großartig!
Auch wenn es an diesem Tag nicht regnete, nass wurden wir trotzdem. Überall tropfte Wasser aus dem Felsen und die Gischt tat ihr Übriges. Da hätten wir die Fälle auch gestern besuchen können. *lach*
Nach einer Stunde waren wir wieder zurück am Auto und fuhren zur Aareschlucht, ebenfalls ein Naturschauspiel. Die Schlucht ist 1,4 Kilometer lang, zwischen einem und 40 Meter breit und bis zu 180 Meter hoch. Entstanden ist sie durch die Kraft des Gletscher-Schmelzwassers und bereits seit 1888 begehbar.
Wir begannen unseren Spaziergang am westlichen Eingang. Der Fluss Aare ist dort noch recht breit und fließt mehr der weniger gemütlich vor sich hin, von einer wilden Schlucht war nicht viel zu sehen. Aber sobald wir um die erste Kurve kamen, änderte sich die Szenerie.
Durch ein Tor gelangten wir in eine gegensätzliche Welt. Schlagartig wurde es ein paar Grad kühler, Wassertropfen fielen von der Decke und hohe steile Felswände ragten empor. Hätte die Sonne an diesem Tag geschienen, wir hätten dort „unten“ bestimmt keinen einzigen Sonnenstrahl abbekommen.
Über Holzstege, die an den Fels montiert sind und durch in den Berg geschlagene kleine Tunnel, liefen wir mitten durch die enge Schlucht. Rechts und links die nassen, teilweise mit Pflanzen bewachsenen Felswände und neben bzw. unter uns der milchige mintgrüne Fluss Aare. Wir waren völlig fasziniert!
Glücklicherweise waren nur ganz wenige andere Besucher dort. Eigentlich ist die Aareschlucht ein touristischer Hotspot und längst kein Geheimtipp mehr, aber wegen der Pandemie blieben viele Touristen weg. Schön für uns!
Dann öffnete sich die Schlucht und zu unserer Linken sahen wir den kleinen Schräybach-Wasserfall. Er schießt wie ein geplatzter Gartenschlauch aus dem Fels, sodass das Wasser durch die Luft „fließt“.
Dann wurde es kurz noch einmal etwas enger, bevor wir die Eingänge zu den zwei Kavernen aus dem zweiten Weltkrieg erblickten. Sie liegen auf der anderen Flussseite und wurden nach ihrer Fertigstellung nie benutzt. Eine Besichtigung ist leider nicht möglich. Schade, das wäre bestimmt interessant gewesen?!
Die große Gletschermühle zu unserer Rechten war aber auch sehenswert. Dort hatte das Schmelzwasser vom Gletscher zusammen mit Schutt und Kies ganze Arbeit geleistet. Über Jahrtausende hinweg wurde der harte Kalkfels bearbeitet und es entstand ein schöner runder Hohlraum.
Da der Osteingang zur Schlucht erst am nächsten Tag öffnete (blödes Timing), kehrten wir kurz hinter der Gletschermühle um und schlenderten auf dem gleichen Weg zurück.
Mit einem frischen Kaffee vom Kiosk machten wir uns gegen 15:00 Uhr auf nach Brienz.
Dort bummelten wir durch die kleine Einkaufsstraße und die Altstadt mit ihren schönen Holzhäusern. An der Kirche legten wir eine Pause ein und genossen den Blick auf den Brienzersee. Wenn die Sonne zwischen den Wolken hervorkam, leuchtete und glitzerte der See richtig.

Auf dem Rückweg nahmen wir dann die Straße am nördlichen Ufer. Die war viel entspannter zu fahren. Es ging durch kleine Ortschaften und wir konnten die ganze Zeit über den wunderschönen See links neben uns sehen.
Zurück in Grindelwald wurde es Zeit, dass wir uns endlich eine Unterkunft ab dem morgigen Tag suchten. Die Wettervorhersage war nicht so der Knaller, weshalb ich besonders viel Wert auf ein schönes Domizil legte. Bezahlbar sollte es aber auch sein und so suchte ich mich wieder einmal schwindelig. Erschwert wurde meine Suche noch dadurch, dass der nächste Tag ein landesweiter Feiertag war und gefühlt alle Schweizer mir die besten Unterkünfte direkt vor der Nase wegschnappten. Aber nach zwei Stunden hatte ich endlich etwas Passendes in Saas-Grund gefunden und auch direkt gebucht. Hurra!
Tom vergnügte sich derweil in der Badewanne und durch die feuchte Luft und das warme Wasser pellte sich sein verbranntes Gesicht. Er sah richtig schlimm aus… Da half ich mit einem leichten Zuckerpeeling noch etwas nach und anschließend hatte er eine so zarte Haut wie ein Baby-Popo! *lach*
13.05.
Abfahrtag! Tschüss Grindelwald! Ade Eiger-Nordwand und bis bald schöne Ferienwohnung! Es war toll! Um 10:00 Uhr fuhren wir los Richtung Kandersteg. Die Sonne blitzte etwas durch die Wolkendecke und bescherte uns gute Laune.
Ein kleiner Dämpfer war dann allerdings der Anruf von unserem Vermieter für die neue Unterkunft. Die Wohnung war nicht frei!! *heul* Er entschuldigte sich mehrfach und konnte es sich auch nicht erklären, warum ich über booking.com buchen konnte. Zum Glück hatte er einen Ort weiter (Saas-Almagell) noch eine Ferienwohnung und die könnten wir stattdessen haben. Sie war viel größer, hatte vier Balkone und einen Kamin. Bevor ich wieder stundenlang im Internet rumsuchte, sagten wir für den gleichen Preis zu.
Nach einer Stunde kamen wir in Kandersteg an. Dort endet die Nationalstraße an einem Bahnhof, einer Verladestation. Zähneknirschend reihten wir uns in die lange Schlange für den Autozug ein. Aufgrund des Feiertags war recht viel los und wir mussten über eine Stunde warten, bis wir endlich auf den Zug fahren konnten.
Die Zeit nutzte ich und reservierte Tickets für die Bahnfahrt von Täsch nach Zermatt für den morgigen Tag. Das Wetter sollte „ok“ sein und besser würde es in den nächsten Tagen laut Wetterbericht nicht werden. Also wollten wir es wagen und mit etwas Glück konnten wir das Matterhorn sehen.
Fahrkarten zur „Matterhorn glacier paradise“, der höchstgelegenen Bergstation der Alpen, kaufte ich aber noch nicht. Für einen Blick auf ein vielleicht doch in Wolken gehülltes Matterhorn waren sie uns einfach viel zu teuer (104 CHF, 95 € pP). Die Karten konnte ich dann auch noch am nächsten Tag direkt in Zermatt kaufen.
Nach einer knapp einstündigen Warterei war auf dem nächsten ankommenden Zug auch für uns ein Plätzchen frei. Wir folgten den Handzeichen der Mitarbeiter und fuhren durch die offenen Eisenbahnwagons, bis wir von einem Herrn mit orangefarbener Weste gestoppt wurden. Dann stellten wir den Motor ab und um kurz nach 12:00 Uhr rumpelte der Zug los. Nach wenigen hundert Metern verschwanden wir in einem Tunnel. Erst war dieser noch beleuchtet, aber dann verschluckte uns die Dunkelheit. Augen zu… *schnarch*
Es war aber kein wirklich langer Schlaf, eher ein Nickerchen. Denn nach 15 Minuten spuckte uns der Tunnel bereits wieder aus und wir kamen an der Verladestation Goppenstein an. Dank des Zuges hatten wir uns einen langen Weg über die Pässe gespart (Kosten 29,50 CHF; 28 € incl. einer Packung Nussstängeli!).
Da es noch recht früh am Tag war, entschloss ich mich dazu die Rundwanderung zur Jolischlucht zu machen. Tom war wenig begeistert und nörgelte rum…
Nichtsdestotrotz stellten wir unseren Wagen auf dem Parkplatz „Jolibach“ im Dörfchen Niedergesteln ab und starteten gegen den Uhrzeigersinn um kurz nach 13:00 Uhr.
Es ging direkt steil bergauf, was Toms Laune auf den absoluten Tiefpunkt brachte. Da halfen ihm auch die Gedanken an den ausgehandelten Whisky nicht! (Nachtrag: Die Bilder der Tour sind übrigens keine Werbung für unseren Rucksack… Der Hase war nur einfach nicht bereit sich ständig umzudrehen!)
In Serpentinen führte uns der schroffe Weg hinauf. Puh, das war ganz schön anstrengend! Die Aussicht wurde allerdings von Meter zu Meter schöner und bald konnten wir den Blick auf das ganze Tal, die Berge und das Dorf Niedergesteln genießen.
Oben angekommen ließen wir uns erst mal auf einer Holzbank nieder. Die Vorräte wurden geplündert und wir waren echt froh, die 290 Meter Höhenunterschied geschafft zu haben. Da konnte auch Tom wieder lächeln.
Dann folgte der coolste und abenteuerlichste Teil der Strecke. Erst gingen wir über eine 24 m lange Hängebrücke über die wilde Jolischlucht. Ich fand das richtig super! Nur Tom war froh, als er drüben war!
Über Gitterrost-Treppen und Stege, die direkt über dem tosenden Wasser angebracht sind, ging es dann abwärts und wir spazierten die Schlucht entlang. So ähnlich wie in der Aareschlucht, nur dass wir durch die Gitterroste gefühlt viel näher dran und irgendwie mittendrin waren.
Dann endete der Weg vor einem dunklen Loch… Der Fluss floss teilweise hinein und wir sahen Holzbretter in der Dunkelheit verschwinden. Mmmh, was nun? Mussten wir da durch? Klar, wo sollten wir sonst auch her? Also Handylampen an und durch! Den Lichtschalter für die Tunnelbeleuchtung sahen wir erst später, als wir daheim die Fotos betrachteten… Wir Blindfische! *lach*
Gemütlich ging es an den Suonen (historische bzw. noch bestehende Wasserkanäle im Kanton Wallis) entlang. Manchmal mussten wir uns an den extra angebrachten Stahlseilen festhalten und an einer überhängenden Felswand auch einmal den Kopf einziehen.
Der „Rückweg“ war auf jeden Fall deutlich angenehmer und flacher als der Hinweg. Vor allen Dingen knieschonender! Die Aussicht war allerdings genauso traumhaft schön. Hier könnt ihr gut die Steigung erkennen und links neben der Kirche sieht man am Berg auch die Serpentinen.
Am besten startet ihr so wie wir an der Kirche bergauf, lauft dann die Runde und kommt am Parkplatz wieder raus. Die Wanderung war wirklich toll und abwechslungsreich, mit fantastischen Ausblicken.
Bevor wir zum Auto gingen, schlenderten wir noch einmal durch das schöne und malerische Dorf Niedergesteln.
Zurück am Wagen rief ich unseren Vermieter an und teilte ihm unsere Ankunftszeit mit. Pünktlich um 16:30 Uhr trafen wir ihn und seine Familie vor dem Haus. Sie zeigten uns die wirklich riesengroße Wohnung mit vier Schlafzimmern, vier Balkonen, zwei Badezimmern und einem Kamin und das alles auf 160 m². Wow!
Nachdem wir das Auto ausgeladen hatten, gab es Abendessen mit Aussicht. Satt lümmelten wir auf dem Sofa rum und genossen die Wärme vom Kamin! Da wir am nächsten Morgen noch einmal früh raus wollten, ging ich zeitig ins Bett. Tom folgte wenig später.
Unterkunft: Appartment Butterfly (178 € die Nacht)
14.05.
06:30 Uhr und wir Zwei stiegen ins mit Raureif überzogene Auto ein. -2°C und das Mitte Mai… Auf der Fahrt nach Täsch erblickten wir mehrere Steinböcke. Wahnsinn, was die für Hörner haben! Leider standen sie so ungünstig in einer Kurve, dass ich nur ein etwas unscharfes Bild hinbekam.
Gestern hatte ich zum Zugticket nach Zermatt auch direkt einen Stellplatz im Parkhaus in Täsch reserviert und so mussten wir jetzt an der Einfahrt nur einen Code eingeben und bekamen unser Ticket.
Da Zermatt autofrei ist, ging es für uns nun mit dem Shuttlezug weiter, der im 20-Minuten-Takt verkehrt. Dank der Vorabreservierung mussten wir auch dort nur den QR-Code vor das Lesegerät halten. Sehr praktisch!

Zu so früher Stunde war noch nicht viel los und der Zug so gut wie leer. Um 07:35 Uhr setzte er sich langsam in Bewegung. Während der 12-minütigen Fahrt kreisten meine Gedanken um ein hoffentlich wolkenfreies Matterhorn! Gleich waren wir so nah dran und wollten den meistfotografierten Berg der Welt auch unbedingt endlich mal live sehen.
Keine Ahnung, warum dieser Berg so eine Faszination auf uns ausübte?! Vielleicht weil er mit seinen 4.478 m so „alleine“ da steht und so markant aussieht oder weil wir schon einige Filme und Reportagen über ihn gesehen haben oder weil er der Inbegriff eines Berges ist oder einfach weil ich „Toblerone“ sehr gerne esse.* grins*
Da ist der Berg nämlich seit 1970 auf der Verpackung abgebildet. Und wusstet ihr, dass im Matterhorn-Logo auch das Wappentier von Bern, der Berner Bär, versteckt ist?
In Zermatt angekommen gingen wir schnellen Schrittes zum Kirchplatz. Dann kam der mit Spannung erwartete Moment… Ich hüpfte die ersten paar Stufen zur Kirche hoch und sah …
… ein wolkenloses Matterhorn!!! Yippie!!!
Sofort zückte ich mein Handy und buchte die Tickets zur Bergbahnstation „Matterhorn glacier paradise“ hoch (104 CHF, 95 € pP).
Mit der allerersten Gondel des Tages brachte uns der „Matterhorn Express“ um 08:30 Uhr hoch zur Station „Furi“ auf 1.867 m ü. M.
Dort hielten wir uns aber nicht lange auf und stiegen direkt um in eine megavolle Pendelbahn-Kabine. Wo kamen nur die ganzen Leute her?
Nach wenigen Minuten überfuhren wir ganz gemächlich eine lange Hängebrücke. Mmmh, ob man dort wohl hinwandern kann?? Schnell schaute ich im Internet nach und sehr zu Toms Leidwesen fand ich einen kleinen Rundweg, den ich gedanklich für den Rückweg speicherte.
Dann ließen wir die Baumgrenze hinter uns und sahen nur noch Schnee und Felsen. Die Fahrt bestand aus vielen „Aaaahhh, wie schön“ und „Oooohh, guck mal da“!
Nach etwas über zehn Minuten kamen wir an der Station „Trockener Steg“ auf 2.939 m ü. M. an. Das war aber immer noch nicht die Endstation, wir mussten ein letztes Mal umsteigen. Mit der luxuriösen „Matterhorn glacier ride“ fuhren wir noch mal höher und zwar rauf zum Klein Matterhorn. Dort befindet sich mit 3.883 Meter über dem Meer die höchstgelegene Bergbahnstation Europas.
Ein wenig aufgeregt spazierten wir durch einen Tunnel und gingen gleich als erstes zur Aussichtsplattform. Was uns dann dort erwartete, war einfach unbeschreiblich. Eine gigantische Panoramasicht auf 14 Gletscher und 38 Viertausender raubte uns den Atem!
Die dünne Luft dort oben tat ihr übriges und wir atmeten erst einmal tief ein! Vielleicht wollten wir aber auch einfach nur den Anblick für immer in uns aufsaugen?!
Das Matterhorn lag majestätisch vor uns und sah von dieser Seite plötzlich ganz anders aus.
Von der Plattform aus schweiften unsere Blicke nach rechts und links und wir hatten einen fantastischen Blick auf die Schweizer, Französischen und Italienischen Alpen. Im Dunst konnten wir sogar den höchsten Berg der Alpen, den 4.808 m hohen Mont Blanc erkennen. Netterweise sind an der Plattform Infotafeln angebracht, die uns halfen, die Gipfel zu identifizieren.
Wir kamen aus dem Staunen eigentlich gar nicht mehr heraus, das gewaltige Panorama war so unglaublich beeindruckend!
Es war zum Glück fast ganz windstill und so konnten wir es trotz der -11°C gute 50 Minuten draußen aushalten. Dann krabbelte die Kälte aber doch durch unsere dicken Jacken und wir flüchteten ins Restaurant. Für einen kurzen Moment wärmten wir uns im Stehen auf. Sitzen durften wir dort aufgrund der Pandemie leider nicht.
Rasch wollte ich das stille Örtchen aufsuchen und zum zweiten Mal an diesem Morgen blieb mir die Luft weg! 2 CHF (knapp 2 €!!) sollte dort die Benutzung der Toilette kosten!! Hatten die Fieber oder litten etwa an akuter Höhenkrankheit? So nötig musste ich dann doch nicht!
Da sah ich plötzlich, wie ein Skifahrer die Durchgang-verboten-Absperrung beiseiteschob und einfach durchging. Na, das konnten wir auch. Beim Rausgehen fanden wir dann auch noch einen Voucher über 2 CHF. Die Toilettengebühr konnte man nämlich im Restaurant einlösen. Na gut… So kosteten unsere zwei einfachen Kaffees „nur“ noch 8 CHF (7,70 €) statt 10 CHF.
Mit den Heißgetränken und unseren geschmierten Broten von daheim setzten wir uns draußen in eine windstille und sonnige Ecke. Von dort aus beobachteten wir die Ski- und Snowboardfahrer, wie sie die Piste abwärts sausten.
Um 10:45 Uhr verließen wir das Klein Matterhorn wieder und fuhren hinab zur Station „Trockener Steg“. Dort genossen wir noch einmal den vielen Schnee, den Blick zum Matterhorn und zurück zum „kleinen Bruder“, unserer Ausgangsposition.
Eine Stunde nachdem wir die höchste Bergstation verlassen hatten, startete von der Station „Furi“ dann unsere kleine Wanderung zur Hängebrücke. Aber nicht bevor Tom sich das Höhenprofil angesehen hatte!! Die 105 Höhenmeter schienen für ihn aber durchaus machbar zu sein. *grins*
Die Wegweiser dorthin waren zwar noch alle zugehangen, aber für mich als Hochgebirgs-Experte *hüstel*, sah der Weg begehbar aus und außerdem hatte ich von der Gondel aus dort Leute laufen sehen. Also, auf ging es!
Hoch motiviert marschierte ich, gefolgt von meinem leicht mürrischen Ehemann, los.
Teile des Weges wurden im Winter als Skipiste genutzt und waren deshalb jetzt noch nicht komplett schneefrei. Das war aber überhaupt kein Problem. Wir kamen ja schließlich gerade von einem schneebedeckten Berg und waren schuhtechnisch perfekt gekleidet.
Über einen Holzsteg, der über ein kleines Bächlein führt, spazierten wir durch einen Lärchenwald. An den Bäumen konnten wir erste zarte Knospen erkennen. Ein paar hatten es aber besonders eilig und trugen bereits ihr grünes Nadel-Outfit.
Nach guten 20 Minuten kamen wir an der 100 Meter langen Hängebrücke an. Sie führt in 90 Meter Höhe über die Gornerschlucht. Ich kam aus dem Grinsen gar nicht mehr raus, ich liebe Hängebrücken!! Toms Enthusiasmus hielt sich in Grenzen…
Mein Mann war schon längst auf der anderen Seite angekommen, während ich immer noch mitten auf der Brücke stand und den schwindelerregenden Blick in die Schlucht genoss.
Kurz hinter der Brücke befindet sich ein kleiner Grillplatz mit Bänken und einem Kinderspielplatz. Mit unseren restlichen Broten ließen wir uns in der Sonne nieder und genossen die entspannte Atmosphäre.
Auf dem Weg zurück nach Furi erblickte ich ein Murmeltier, das sich auf einem Felsen sonnte. Kaum hatte ich meine Kamera gezückt, war es vor Schreck ein paar Steine weiter nach unten gehuscht.
Da waren die vereisten Zweige an einem kleinen Wasserfall nicht so schreckhaft.
Um kurz nach 14:00 Uhr nahmen wir dann eine der „Matterhorn Express“-Gondeln zurück nach Zermatt.
Das Bergdorf war nun deutlich voller als morgens. Etliche Touristen wuselten umher und die vielen kleinen Elektroautos, die Hotelgäste, Lebensmittel und sonstige Dinge durch den Ort transportieren, fuhren nahezu lautlos an uns vorbei.
In Ruhe spazierten wir vorbei an den einladenden Restaurants, den schicken Hotels und den feinen Geschäften, die in schönen, zum Teil historischen Gebäuden untergebracht sind. Alles hatte ein leicht luxuriöses Flair.
Das spiegelte sich natürlich auch in den Preisen wieder. Eine Kugel Eis für 4,50 CHF (4,11 €), ein luftiges Sommerkleid für 649 CHF (592 €) und eine Pizza Margherita für 15,30 CHF (14 €). Ups!
In der Bäckerei „Fuchs“ kauften wir zwei handgemachte Matterhörnli mit Nougat-Krokant-Füllung, ein kleines Bergführerbrot, zwei Nussstängeli und Zermatter Birnenbrot mit Dörrbirnen und Birnenschnaps. Alles grandios lecker!!!
Am Bergsteigerfriedhof gingen wir schweigend an den rund 50 Grabsteinen vorbei. Sie zeugen von den Unglücken in den umliegenden Bergen. Überwiegend sind sie aus dem 19. Jahrhundert. Auch die zwei Bergführer der Erstbesteigung des Matterhorns (Peter Senior und Peter Junior Taugwalder) sind dort begraben, obwohl sie eines natürlichen Todes starben.
Und dann erblickte ich den Laden „des Grauens“ – Läderach! Der Schoggiladen hatte es mir echt angetan. Besonders die Bruchschoggi mit gerösteten und karamellisierten Macadamianüssen. Ein Traum! Nur nicht für meine Hüften! Das war wirklich das letzte Stück, das ich kaufte!!!
Mit dem Zug um kurz vor 16:00 Uhr fuhren wir zurück nach Täsch. Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft hielten wir noch an einem Supermarkt und kauften unser Abendessen. Für mich gab es einen gemischten Salat mit Falafel und Grillkäse und Tom hatte sich aus Zermatt frische Bratwürstchen mitgebracht.
Käse und Wurst brutzelten in der Pfanne und im Kamin loderte ein Feuer. Beim Essen genossen wir wieder den Blick auf die Berge und verbrachten den restlichen Abend gemütlich auf dem großen Sofa. Im Fernseher lief ein Film über die Erstbesteigung vom Matterhorn. Wenn man einfach nicht genug bekommt… *lach*
15.05.
Auf Sonne folgt Regen, das hatten die Schweizer irgendwie perfektioniert. Nachdem wir gestern so früh aufgestanden waren, tat das Ausschlafen mal gut. Erst gegen 11:00 Uhr fuhren wir los nach Salgesch, ins Weindorf der Schweiz. Dort gibt es über 30 Kellereien und an diesem Wochenende zusätzlich auch noch ein Fest, „Tage des offenen Weinkellers“! Prima!!
Bei der Kellerei „Gregor Kuonen“ ließen wir uns in einem traditionell eingerichteten Carnotzet nieder und probierten verschiedene Weiß- und Rotweine. Zum Glück gab es Käse und Brot dazu, ich hatte nämlich noch nichts gegessen und ohne feste Nahrung bestimmt schnell schmutzige Lieder geträllert.
Nach der kostenlosen Degustation kauften wir sechs Flaschen. Drei Weißweine für mich und drei Rotweine für Tom.
Nachdem wir die Kiste im Wagen verstaut hatten, schnappten wir uns die Regenschirme und liefen los. Im alten Ortskern kauften wir in einer alteingesessenen Bäckerei Traubenkernbrot, Walliser Trockenfleisch und Traubenkernriegel. Wir lieben regionale Produkte! Merkt man das eigentlich? *lach*
Gemütlich schlenderten wir durch die Weinberge. Da es total windstill war, störte der Regen fast nicht. Nur die tiefhängenden Wolken… Ach, bei Sonne wäre es schon schöner gewesen.
Zurück im Dorf entdeckten wir das Restaurant „Barrique“, das mit Raclette warb. Zu einem Besuch in der Schweiz gehörte für uns neben dem Käsefondue auch das Raclette-Essen. So nahmen wir auf der „Sonnen-(hahaha)Terrasse“ Platz, wickelten uns dicke Decken um die Beine und bestellten 2 x „Raclette à discrétion“ (32 CHF; 30 € pP).
Das Gericht ist dort so ganz anders, als wir es von unseren Festtags-Essen her kennen. Man bekommt nämlich keine Käsescheiben, die man in ein Raclettepfännchen legt. Nein, ein halber Walliser Raclette-Käse-Laib wird in einem Racletteofen so lange erwärmt, bis der Käse zerläuft und dann mit einem Messer abgeschabt werden kann.
Der Klecks Käse wurde uns dann auf einem Teller zum Tisch gebracht. Traditionell wird das Gericht nur mit Pellkartoffeln, Pfeffer aus der Mühle, Gewürzgurken und Silberzwiebel gegessen. Den ganzen Schnickschnack wie Salami, Ananas und Mais sucht man vergeblich.
Das Wort „Raclette“ stammt übrigens vom Wort „racler“ ab, das im einheimischen französischen Dialekt „schaben“ bedeutet.
Wir bekamen vier verschiedene Raclette-Käsesorten serviert, die ausschließlich im Kanton Wallis hergestellt werden. Danach konnten wir all-you-can-eat unseren Favoriten weiteressen. Das für uns „spartanische“ Raclette war richtig lecker und hat uns besser geschmeckt als das Käsefondue.
Durch den Regen, bei uns im höhergelegenen Tal SCHNEE, fuhren wir zurück zur Unterkunft. Auf dem Weg entdeckten wir an einem Hang erneut Steinböcke und dieses Mal ließen sie sich relativ gut ablichten.
Tom hüpfte wieder in die Wanne und gemeinsam schauten wir auf der gemütlichen Couch noch einen Film. Zum Abendessen futterten wir die morgens geschmierten Brote. Viel Hunger hatten wir durch das reichhaltige Käse-Essen nicht mehr.
16.05.
Nach einem leckeren Frühstück mit dem Traubenkernbrot machten wir uns um 11:00 Uhr auf den Weg nach Sitten. Der Schnee von gestern war verschwunden und lag nur noch auf den Baumspitzen oben am Berg.
Um 12:45 Uhr erreichten wir den Startpunkt zu einer Wanderung (N 46° 15′ 34.146 E 7° 20′ 1.5252). Ich hatte eine schöne Tour entlang einer Suone, der „Bisse du Torrent-Neuf“ rausgesucht. Diese Art eines alten Bewässerungssystems hatten wir ja bereits vor drei Tagen auf unserem Weg in die Jolischlucht kennengelernt.
Gegenüber vom Parkplatz startete der Weg und führte uns erst einmal durch einen kleinen Wald, direkt am heute noch genutzten Unterlauf der „Bisse du Torrent-Neuf“ entlang.
Am eigentlichen „Startpunkt“ gab es einige Warnschilder und auch ein Tor, das bei Bedarf geschlossen werden konnte. Über Holzstege und matschige Wege ging es für uns weiter. Zu unserer linken Seite hatten wir eine wahnsinnig tolle Aussicht ins Tal und rechts die hohen Felswände mit den rekonstruierten Wasserleitungen.
Abschnittsweise wurde die Suone zwischen 1430 und 1448 errichtet. Der Oberlauf, an dem wir nun vorbeigingen, war bis 1934 in Betrieb, verfiel dann und wurde schließlich 2005 größtenteils rekonstruiert.
Immer wieder zogen Wolken den Hang hoch und wo wir bis vor 10 Sekunden noch eine grandiose Aussicht hatten, sahen wir plötzlich nichts mehr!
Dann kam die erste Hängebrücke und Tom rollte mit den Augen. Die Brücke war aber auch wirklich etwas unangenehm. Sie schwang ziemlich doll nach.
Als nur Minuten später der Regen einsetzte, standen wir zufällig genau an einer Schutzhütte. Was für ein Glück! Auf der Holzbank machten wir es uns so gemütlich wie es ging und aßen unsere Lunch-Pakete.
Nach 15 Minuten war der heftige Schauer vorbeigezogen und wir satt. Weiter ging es direkt an der steilen schwindelerregenden Kante entlang. Da ging es ganz schön abwärts!! Wie waghalsig und mutig die Erbauer gewesen sein mussten?!
Und dann passierte es… Ein kleiner Steinschlag kam den Hang runter und ein ca. 20 cm großer Stein verfehlte Toms Kopf nur um Haaresbreite! Puh, was für ein Schreck!! Wenn das Ding Tom getroffen hätte!? Nicht auszudenken…
Verständlicherweise hatte er nun keine große Lust mehr weiter zu gehen. Bis zur dritten Hängebrücke konnte ich ihn noch bewegen, dann kehrten wir leider um.
Auch wenn wir nicht bis zum Ende gegangen sind, war es eine spektakuläre Tour mit einem grandiosen Ausblick auf die umliegende Bergwelt. Ein wirklich spannendes Erlebnis!
10 Minuten nachdem wir am Auto ankamen, fing es heftig an zu regnen. Also eigentlich wieder alles richtig gemacht.
In Sitten kauften wir in der Bäckerei „Le Lucus“ noch ein paar Leckereien. Die Verkäuferin sprach nur französisch und englisch und viele der Plakate in der Stadt waren nur in französischer Sprache. Bereits auf unserer Wanderung war uns aufgefallen, dass uns alle anderen Spaziergänger mit „bonjour“ grüßten und untereinander französisch sprachen.
Zurück in unserer Ferienwohnung gab es leckere Spaghetti Bolognese und der Abend wurde wieder bei Kaminfeuer und einem guten Film verbracht.
17.05.
An unserem letzten kompletten Tag starteten wir noch mal etwas früher. Bei frischen 4°C ging es um 10:00 Uhr wieder die 27 Kilometer lange Strecke talabwärts. Diese Sackgasse nervte doch etwas.
Auf dem Weg nach Fiesch entdeckten wir die Bergkäserei „Walker“ und schauten uns einmal im Shop um. Natürlich mussten vier Stückchen Käse mit.
Die Landschaft wurde auch wieder so richtig schön schweizerisch. Kleine Holzhäuser klebten an grünen Hängen und die Industrie verschwand gänzlich.
Im Talort Fiesch angekommen, parkten wir unser Auto auf dem großen Parkplatz an der Gondelbahn-Station. Weit und breit war sonst nur noch ein weiteres Fahrzeug dort abgestellt worden. Mmmh, ob wir da so richtig standen? Schon komisch…
Gerne wären wir zur Fiescheralp raufgefahren, aber beim Blick auf die Webcam änderten wir unseren Plan. Dort oben war alles wolkenverhangen und die Sicht gleich null. So schlenderten wir erst einmal eine kleine Runde durch den hübschen Ort.
Um 12:34 Uhr nahmen wir den Bus nach Fürgangen. Wir hätten auch den Berg hochlaufen können, aber Tom war wie immer nicht in Lauflaune und da ich ja nett bin… *grins* Mir reichte auch der Weg wieder runter und der Gatte war glücklich, was will man mehr?
Das Glücklichsein ebbte allerdings kurze Zeit später ab, als er die „Goms Bridge“ sah! Mit 280 Metern ist sie eine der längsten Hängebrücken im Kanton Wallis und überquert die Lamma-Schlucht 92 Meter über dem wilden Fluss Rotten.
Tom mag die Dinger ja bekanntlich nicht besonders und heute wehte zusätzlich auch noch ein kräftiger Wind.
Augen zu und durch und das möglichst schnell bitte! Zügig überquerte Tom die Brücke und hielt sich dabei die ganze Zeit über fest. Ich bummelte langsam hinter ihm her und machte einige Bilder, während ich mich dann auch zwischendurch am Stahlseil festhalten musste. Uih, das Ding wackelte ganz ordentlich!
Auf der anderen Seite gab es erst mal eine kleine Stärkung. Im Café „Hängebrigga“ setzten wir uns in die Sonne und genossen einen heißen Jagertee und einen leckeren Latte Macchiato.
Bei herrlichem Wetter spazierten wir durch den historischen Ortskern von Mühlebach. Die ältesten Gebäude sind aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Natürlich schauten wir uns auch die malerische Kapelle auf dem kleinen Hügel am Rand des Dorfes an.
Die Wolken, die bis vor einer Stunde noch in den Berggipfeln hingen, hatten sich so gut wie aufgelöst und jetzt schien bestimmt auch auf der Fiescheralp die Sonne!? Uns war es egal, hier unten war es so wunderschön! Wir wollten an keinem anderen Ort sein.
Auf einer Holzbank legten wir eine Brotzeit ein und genossen unsere Zweisamkeit. Ach, war das schön dort!
Weiter ging es bergab ins nächste Dorf, nach Ernen. Die Grillen zirpten wie im Hochsommer und die Kuhglocken läuteten unermüdlich. Und das Schönste war, dass wir total alleine waren. Kein anderer Mensch war weit und breit zu sehen.
Nach insgesamt 7,5 Kilometern kamen wir um 16:30 Uhr wieder am Auto an. Auf dem überfüllten Parkplatz hatten wir wirklich Not unseren Wagen zu finden! *lach*
Abends dann: Kaminfeuer, Sofa, guter Film und leckeres Essen! Herrlich! Nebenbei füllte ich noch die „Digitale Einreiseanmeldung“ für morgen aus. Da die Schweiz immer noch zu den Risikogebieten zählte, mussten wir nach unserer Rückkehr 10 Tage in Quarantäne oder einen negativen Test vorlegen. Wir entschieden uns natürlich für Letzteres.
18.05.
Abfahrtag! Da wir einen langen Weg vor uns hatten, standen wir bereits um 06:30 Uhr auf. Rasch hatten wir die Wohnung gerichtet und das Auto gepackt. Drei Stunden später hieß es: Tschüss Saas-Almagell!
Als wir in Goppenstein am Autozug ankamen, fuhr dieser gerade weg. Schade, hätten wir vorher nicht noch tanken müssen… An diesem Tag kostete die Fahrt nur 27 CHF (24,60 €), dafür gab es aber auch keine Nussstängeli. *menno*
Nach einer kurzen und dunklen Fahrt empfing uns in Kandersteg wieder die Sonne.
Während unserer ersten Tage in der Schweiz hatten wir in Wilderswil eine kleine Molkerei entdeckt. Aber leider passten die Öffnungszeiten nicht mit unseren Aktivitäten überein. Zweimal standen wir vor verschlossener Tür. Heute sollte es aber endlich passen. 10 Minuten vor Geschäftsschluss stolperten wir in den Laden. Schnell suchten wir ein paar verschiedene Alpkäsesorten aus, nahmen frische Milch und ein Stück Salami aus dem Schrank und bezahlten.
Zufrieden machten wir uns auf Richtung Grenze. Am Brünigpass sah Tom im Vorbeifahren alte Fässer vor einem Geschäft stehen. HALT!!! Der schöne Antik-Laden entpuppte sich als wahre Schatzkammer. Viel zu lange schnöselten wir zwischen den alten Sachen umher. Letztendlich wechselten eine alte Milchkanne, ein Blecheimer, ein halbes Holzfenster, ein großer Bierkrug und ein Golfschläger den Besitzer. So geil, ich freute mich tierisch!
Nun aber weiter, wir hatten noch eine lange Fahrt vor uns. Diese zog sich endlos… Tom wurde müde und mit meinem Gesabbel versuchte ich ihn am Einschlafen zu hindern. Klappte! *lach* Ja, Quatschen kann ich.
Um kurz nach 15:00 Uhr erreichten wir die Grenze. Der nette Zollbeamte wollte wissen wo wir herkamen, ob wir was zu verzollen hätten und ob wir uns elektronisch angemeldet hätten?
Schnell waren alle Fragen geklärt (Saas-Almagell, nein, ja!) und wir düsten weiter. Übers Internet hatte ich in Rottweil einen Termin für einen Corona-Test reserviert. Als wir dort am Kaufland ankamen, mussten wir die etwas versteckt liegende Station erst mal suchen und dann der Knaller! Es war niemand dort, alles verriegelt und verrammelt! Boah, was war ich sauer! Auch die anderen Leute, die einen Termin vereinbart hatten und nun vor geschlossener Tür standen, waren stinkig. Aber es half nichts… Eine nette Dame empfahl uns dann das Testzentrum
im Berner Feld. Ohne Termin fuhren wir dorthin, kamen sofort dran und hatten 20 Minuten später unsere negativen Testergebnisse im E-Mail-Postfach! Super! Die lud ich direkt auf der Seite der „Digitale Einreiseanmeldung“ hoch und somit hatten wir alles erledigt!
Nach einem kurzen Zwischenstopp bei unseren Freunden im Schwarzwald kamen wir erholt und ein bisschen in die Schweiz verliebt wieder zuhause an.
Fazit
Die Schweiz! Wer hätte gedacht, dass uns dieses kleine Alpenland so gut gefallen würde?! Auch wenn wir nur wenige Tage dort waren und das Wetter nicht immer so ganz gut war, hatten wir eine wirklich tolle Zeit mit ganz vielen Erlebnissen.
Das Berner Oberland hat uns allerdings deutlich besser gefallen als der Kanton Wallis. Die Weine waren zwar lecker und der Tag am Matterhorn traumhaft und unvergesslich, aber das Berner Oberland ist für uns irgendwie etwas schweizerischer.
Ja, die Schweiz ist leider nicht ganz preiswert. Aber die fantastische Bergwelt, die lokalen kulinarischen Köstlichkeiten und die vielen tollen Wander- und Erlebnismöglichkeiten sind dies allemal wert.
Eines steht auf jeden Fall fest: Wir kommen definitiv wieder!
Unsere Merk-Liste für die Schweiz
Niemals ohne Sonnenschutz / Sonnenbrille auf einen Berg!
Nie mehr am Ende einer 30 Kilometer langen Sackgasse wohnen!
Läderach hat die beste Schoggi!
Bei Bergwanderungen einen Helm tragen (Kommentar von Tom: Oder KEINE machen!)!
Nusshörnli nur mit Blätterteig kaufen, die mit Hefeteig sind nicht so lecker!