22.09.
Die Nacht über hatte wieder ein heftiger Wind geweht und das Womo ganz schön wackeln lassen.
Bereits um 07:15 Uhr saßen wir bei Carlton im Wagen und ließen uns zum Pier 33 bringen. Von zuhause aus hatte ich vor Monaten schon Tickets für eine Tour zur ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz gebucht (45,25 $; 42 € pP).
Pünktlich ging es mit der ersten Fähre rüber zu „The Rock“, wie Alcatraz auch genannt wird. 1934 eröffnete das Hochsicherheitsgefängnis und über die Jahre saßen 1545 Männer ihre Strafe dort ab. Hauptsächlich Unruhestifter und Ausbrecherkönige, die in anderen Gefängnissen Probleme gemacht hatten!
Der bekannteste Insasse war wohl Al Capone. Insgesamt gab es 14 versuchte Ausbrüche, von denen es wahrscheinlich fünf Insassen tatsächlich geschafft hatten zu entkommen. Offiziell sind sie zwar in den kalten Fluten ertrunken, ihre Leichen wurden aber nie gefunden.
Alcatraz wurde 1963 geschlossen, da die Instandhaltungskosten zu hoch waren. In den Jahren 1969 bis 1971 besetzte eine Gruppe indianischer Aktivisten die verlassene Gefängnisinsel. Sie nannten sich „Indians of All Tribes“ (Indianer aller Stämme) und forderten die Rückgabe von Alcatraz an die amerikanischen Ureinwohner.
Die Besetzung endete im Juni 1971, als die Bundesregierung die Insel ohne Gewalt räumte. Obwohl die ursprünglichen Ziele der Besetzung nicht unmittelbar erreicht wurden, trug sie zur Sensibilisierung für die Anliegen der amerikanischen Ureinwohner und zur Förderung von Verhandlungen über Land- und Selbstbestimmungsrechte bei.
So, genug Geschichte!
Erst liefen wir um die Gebäude und Ruinen des ehemaligen Verbannungsortes herum. Unzählige Seevögel sind heute die einzigen Bewohner dort. Na ja, fast! Milliarden von Fliegen surrten durch die Luft. Ihre Population ist abhängig von der Menge der Kormorane auf der Insel. Scheinbar gab es in diesem Jahr eine Menge Kormorane auf Alcatraz…
Mit einem Audioguide in deutscher Sprache bewaffnet gingen wir anschließend in den Zellentrakt, wo früher die Schlimmsten der Schlimmsten einsaßen. Krass, wie klein die Zellen wirklich waren! Man hat sie zwar schon oft im Fernsehen gesehen, aber wenn man live drinsteht…
Der Audioguide war übrigens super gemacht, richtig spannend und informativ. Ehemalige Wärter und Insassen erzählten sehr mitreißend ihre Geschichten.
Dadurch, dass es so wahnsinnig voll in dem Gebäude war, kam bei mir leider nicht so richtig die „Stimmung“ auf. Also, was heißt Stimmung…?! Es war mir einfach zu voll, zu rummelig und zu laut, um die eigentlich düstere Stimmung dort wirken zu lassen. Schade! Wir hätten direkt nach unserem Ankommen in den Zellentrakt gehen sollen. Wahrscheinlich wäre es dann noch etwas ruhiger dort gewesen?!
Dennoch war es ein interessanter Besuch und mit der 11:25 Uhr Fähre fuhren wir zurück. Kurz vor dem Anlegen erlaubte sich ein Fährmitarbeiter einen Scherz, einen sehr guten Scherz! Er meinte, wir sollten doch dann jetzt bitte alle unsere Exit-Tickets bereithalten!! Man merkte richtig, wie die Menge sich erschrocken und fragend ansah. Dann brach er in Gelächter aus!! „Nee, nee, alles nur Spaß!“*ggg*
Mit einer wahnsinnigen Begeisterung (Ironie-off) seitens meines Hasen schleppten wir uns die Filbert Steps auf den Hügel Telegraph Hill hoch.
Die steilen Treppen durch den wunderschönen „Grace Marchant Garden“ waren zwar anstrengend, aber jede Schweißperle wert. Überall dufteten die Blumen und es war auffallend ruhig dort. Genau das, was ich nach der turbulenten Alcatraz-Tour gebraucht habe!
Der Garten wurde nach Grace Marchant benannt, die 1949 damit begonnen hatte, den Müll und Unrat am Telegraph Hill zu entfernen und dort Blumen, Sträucher und Bäume anzupflanzen. 33 Jahre lang, bis zu ihrem Tod 1982, arbeitete sie jeden Tag am steilen Hang. Heute wird der Garten liebevoll von Freiwilligen gepflegt.
Tom war froh, nach 451 Stufen und gut 20 Minuten oben am Coit Tower angekommen zu sein. Dass der Fahrstuhl darin außer Betrieb war… Ach, du Scheiße! Wenn Blicke töten könnten!!! Aber hey, das konnte ich doch nicht wissen!!!
Mein missgelaunter Ehemann trottete also hinter mir her und murmelte sich die ganze Zeit über was in den Bart… Unten bleiben wollte er aber auch nicht. Nach weiteren 234 Stufen waren wir endlich oben angekommen!
Der fantastische Ausblick von dort oben war einmalig!!! Wir genossen das Panorama und ich machte ein Bild in jede Richtung.
Der 64 Meter hohe Coit Tower wurde in den 1930er Jahren erbaut und ist neben einem Aussichtsturm auch ein Denkmal zu Ehren der Feuerwehrmänner von San Francisco. Er wurde von Lillie Hitchcock Coit finanziert, einer wohlhabenden Stadtbewohnerin, die eine lebenslange Bewunderung für die Feuerwehr hatte.
Nach einer Verschnaufpause war Hase auch wieder ansprechbar und zu ein paar Selfies bereit.
Wir hatten gerade das letzte Bild im Kasten, da machte der Aufpasser die Fenster oben zu und ging zur Pause runter. Puh, was hatten wir für ein Glück. Durch Fensterscheiben zu fotografieren ist nämlich nicht so schön…
Unser nächster Sightseeing-Punkt war die Lombard Street, genauer gesagt die 145 Meter davon, die in acht engen Kurven den Russian Hill runterführen. Die waren wir zwar gestern bereits runtergefahren, aber ich wollte sie einmal auch erlaufen und Fotos machen.
Gemütlich schlenderten wir durch die schönen Straßen dorthin. Unterwegs legten wir einen Stopp im Café „901 Columbus“ ein. Bagel und Kaffee waren superlecker und in der Sonne war es richtig warm… *schwitz* So zogen wir doch auf einen Schattenplatz um.
Das kurvenreiche Stück der Lombard Street ist eines der Wahrzeichen von San Francisco und bekannt aus vielen Filmen. Ohne Drohne oder einen erhöhten Standort ist es allerdings schwierig, sie in ihrer vollen Größe auf ein Foto zu bekommen.
Zwei Straßen weiter befindet sich die steilste Straße der Stadt, die Filbert Street. Sie hat ein Gefälle von 31,5%! Unglaublich! Auf den Bildern kommt es gar nicht wirklich rüber, wie steil sie ist.
Ein paar klassische Cable Car Fotos mussten dann auch noch sein. Die Sonne stand perfekt und das mussten wir ausnutzen.
So fuhren wir danach auch noch mal zu den Painted Ladies. So im Sonnenlicht sahen sie gleich noch viel hübscher aus.
Vorgestern hatten wir ja bereits „Bubba Gump Shrimps“ entdeckt und dort wollten wir an diesem Abend essen gehen. Vorher ließen wir aber noch etwas Geld im Souvenir-Shop… Die haben aber auch witzige Sachen.
Das Essen war wieder einmal sehr lecker, allerdings waren die Bierpreise ganz schön heftig (11,25 $; 10,50 € für 0,5 l Bier)! Ups…!
Ab übermorgen wird wieder gegrillt und im Womo gegessen! Ach nee, da haben wir ja Hochzeitstag und gehen essen…! *ggg*
Dann halt ab Montag!
Satt bestaunten wir den spektakulären Abendhimmel. Meine Güte, was war das schön! Unbeschreiblich…
Wenn es nur nicht so kalt gewesen wäre. *zitter* Mittags sind wir noch im T-Shirt rumgelaufen und hätten uns fast einen Sonnenbrand geholt, und jetzt könnte ich meine dicke Winterjacke gebrauchen.
Als es dann richtig dunkel war, merkten wir, wie müde wir eigentlich waren. Das frühe Aufstehen und die vielen Eindrücke… *gähn*
Mit dem nächsten Uber-Wagen düsten wir zurück zum Campingplatz.
Da probierten wir als Nachtisch den Mondkuchen. Mmmh, der war richtig lecker! Nur das Eigelb darin kann auch gerne wegbleiben. Tom fand es nicht ganz so schlimm. Mir hingegen schmeckte das herzhafte Ei zu dem sonst süßen Kuchen nicht. Auch wenn Salziges und Süßes im Mondkuchen dem Prinzip der Harmonie von Yin und Yang entsprechen, fand ich es eher unharmonisch.
Gegen 23:00 Uhr lagen wir im Bett und schlummerten ein.
Schritte: 20.055
Wetter: 21°C, Sonne