20.06.
In der letzten Nacht hatte ich nur so mittelmäßig gut geschlafen. Der fettige Haggis machte in meinem Magen etwas Theater und außerdem war mir unfassbar warm. Wegen der Straße und besonders wegen der Midges, die vor dem Fenster lauerten, konnten wir dieses aber nicht öffnen.
Umso mehr freute ich mich auf das Frühstück. Der Tisch war schön für uns gedeckt, Marmelade, Kaffee, Toast und hart gekochte Eier standen bereit. Aber erst gab es Porridge für mich und Cornflakes für Tom. Eigentlich war ich danach schon fast satt… Dann kam aber Runde zwei in Form der warmen Speisen.
Beim Essen fragten wir uns, ob die großen gekochten Eier wohl von der Ente waren? Als ich eins anfasste, musste ich so laut lachen, dass unsere Gastgeberin Alison aus der Küche kam. Die Dinger waren aus Stein und nur Deko!!! *brech-zusammen* Aber jetzt guckt mal bitte! Die sehen doch voll echt aus!
Total vollgefuttert kamen wir um kurz vor 10:00 Uhr am Parkplatz zum Puck’s Glen an und starteten die Rundwanderung. Da wir das Glen bergauf besichtigen wollten, liefen wir erst die kleine Straße geradeaus Richtung Benmore Garden und erreichten dann quasi den „Ausgang“ vom Glen.
Bereits nach wenigen Metern fühlten wir uns wie in einer Märchenwelt. Die Steine und Felswände waren mit Moos bewachsen, überall wuchsen Farne und der kleine Fluss hatte sich einen wunderbaren Weg durch die Landschaft gesucht und floss über kleine Wasserfälle an uns vorbei.
Der Weg führte uns über viele Stufen den Berg hinauf. Immer wieder mussten wir über kleine Brücken spazieren und hielten dabei Ausschau nach Kobolden, den Namensgebern des Glens.
Zwischendurch blitze immer mal wieder die Sonne durch die dichten Bäume und zauberte ein fantastisches Licht. Glücklicherweise waren wir komplett alleine und konnten die wunderbare Atmosphäre ohne andere Menschen genießen.
Sogar mein wanderfauler Ehemann war etwas traurig, als wir oben (quasi am „Eingang“ zum Glen) ankamen und der Weg uns durch den Wald zurück zum Auto führte.
Nach zwei Stunden erreichten wir wieder den Parkplatz und Tom musste erst mal sein T-Shirt wechseln. Mittlerweile waren es wieder 20°C und auch mir war in meiner „Plastiktüte“ (Regenjacke) ganz schön warm geworden.
Es war ein wunderschöner Spaziergang und alle Bilder können nicht annähernd die zauberhafte und mystische Atmosphäre wiedergeben.
In unserem B&B hatte ich am Vortag eine Visitenkarte von einem kleinen Shop in Dunoon entdeckt und dort fuhren wir anschließend hin. Leider war die Ausbeute = Null! Es gab zwar schöne Sachen, aber nichts, was es in den anderen Läden nicht auch gab, und die paar „Neuigkeiten“ gefielen mir nicht. Na ja, ich wollte in diesem Urlaub ja eh nicht so viel kaufen. *hüstel*
Nächster Sightseeing-Punkt waren die Überreste vom Carrick Castle. Dazu fuhren wir die Single Track Road vorbei bei Lochgoilhead bis zum Ende. Die Strecke ist wirklich richtig schön und wir waren total begeistert von der Gegend. Wir hatten einfach nicht mit so „hohen“ Bergen dort gerechnet und auch nicht, dass es da noch so viel Wald gab.
Als wir an einer Ferienhaus-Siedlung direkt am Wasser vorbeikamen, meinte ich, dass das aussieht wie in den Hamptons. Quasi die schottischen Hamptons! Tom musste aufpassen, dass er nicht von der schmalen Straße abkam, so krümmte er sich vor Lachen über dem Lenkrad! Frechheit!
In das Carrick Castle aus dem 14. Jahrhundert kamen wir leider nicht rein. Aber die Umgebung entschädigte für die entgangene Innenbesichtigung.
Auf halber Strecke zurück kehrten wir im „The Boat Shed Café“ ein. Das liegt ganz idyllisch unter Bäumen, direkt am Ufer von Loch Goil. Wir ließen uns einen Brownie und ein Panini schmecken und etwas die Seele baumeln…
Anschließend brachen wir zu Toms Highlight des Tages auf, die Fahrt nach Inveraray zum „Loch Fyne Whiskies“! Fast wären wir dort aber gar nicht angekommen… In einer Rechtskurve fuhr mein Hase nämlich einfach geradeaus auf den Schotterweg und legte dann eine Vollbremsung hin! Wir haben uns halb totgelacht, wie wir da so blöd mitten auf dem Weg standen!! Ja ja, wenn man durch dummes Zeug quatschen abgelenkt ist!
In Inveraray gibt es mittlerweile auch ganz schön viele Touriläden. Das war uns auf der Hinfahrt nach Islay gar nicht so aufgefallen. Trotzdem ist es immer noch ein nettes Örtchen, durch das man wunderbar bummeln kann.
Bis auf einen Whisky (was sonst…) und eine Kleinigkeit für den Bruder von meinem Patenkind kauften wir nur noch einen Coffee-to-go aus einem Tchibo-Vollautomaten. Daraus schmeckte mir der Latte nämlich besonders gut!
Da das Wetter wieder so super war, entschieden wir uns noch zum Old Lachlan Castle zu fahren. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir zufällig das „Denkmal“ „The Tinkers Heart“. 25 in den Boden eingelassene Quarzsteine bilden ein Herz, mit einem weiteren Stein in der Mitte.
Der Ursprung des Herzens konnte von Historikern nicht genau geklärt werden. Sie vermuten, dass die Sinti und Roma es für Einheimische errichtet haben, die im Jakobitenaufstand von 1746 kämpften und starben.
Seit Mitte der 1800er Jahre werden dort Hochzeiten gefeiert, Geschäfte gemacht und Kinder getauft. Es war und ist ein bedeutender Ort für die Menschen.
Das merkte man besonders, als das Herz in den 1920er Jahren während Straßenbauarbeiten entfernt wurde. Ein Aufschrei ging durch die Gemeinde und aufgrund der Proteste wurde es wieder eingesetzt.
Zur teilweise mit Efeu bewachsenen Ruine „Old Lachlan Castle“ führte uns ein kurzer Fußweg. Im 15. Jahrhundert von den MacLachlans erbaut, ist die Burg seit 1746 unbewohnt. Denn der 17. Clan Chief war ein überzeugter Jakobiter und kämpfte mit seinen Männern in der Schlacht von Culloden. Nach der verheerenden Niederlage mussten die MacLachlans leider aus der Burg fliehen.
Ihre Lage direkt am Loch Fyne ist malerisch! Ein Traum! Da hätte ich damals wahrscheinlich auch gebaut.
Es gibt übrigens auch ein „New Lachlan Castle“, etwas weiter landeinwärts. Es stammt aus dem späten 18. Jahrhundert und ist die Heimat des heutigen Clanchefs. Einen Teil davon kann man als „Ferienwohnung“ mieten.
Wir genossen die Aussicht und hätten am liebsten die Zeit angehalten. Es war so schön dort!
Schweren Herzens trennten wir uns von dem tollen Ort und fuhren zurück. Kamen aber nicht weit. Denn nur wenige 100 Meter weiter sahen wir aus den Augenwinkeln einen alten Friedhof. Stopp! Alte Friedhöfe sind immer sehenswert!
Dieser ist der traditionelle Begräbnisort der Maclachlans. Direkt am Eingang zur kleinen Kapelle, die heute nur noch eine Ruine ist, befindet sich das Grab von Marjorie Maclachlan aus Maclachlan, 24. Häuptling und die einzige Frau, die den Clan überhaupt geführt hat.
Dieser Ort war ganz besonders und wir wären auch gerne noch länger um die kleine Kapellenruine und die alten mit Moos bewachsenen und teilweise umgefallenen Grabsteine spaziert, wären dort nicht so viele Midges gewesen. Es war richtig schlimm!!
Um 19:30 Uhr waren wir zurück an unserem B&B und füllten schnell unseren Frühstückszettel aus. Der sollte nämlich bis spätestens 20:00 Uhr am vereinbarten Ort liegen.
Zum Abendessen fuhren wir ins „The Lore“. Das Essen war super, Guinness und Whisky schmeckten. Was will man mehr?!
Um 23:30 Uhr lagen wir im Bett und schliefen! Gute Nacht!
Kilometer: 197
Wetter: 22°C, Sonne mit ein paar Wolken