07.10.
Die Sonne lachte wieder vom Himmel und gut gelaunt starteten wir in den Tag. Unsere Fahrt ging entlang des schönen Columbia Rivers.
Bald bogen wir ab auf den „Historic Columbia River Highway“, der an zahlreichen Wasserfällen vorbeiführt. Der erste Stopp war am etwa 55 Meter hohen „Horsetail Falls“, wo zu so früher Stunde bereits zwei Fotografen mit ihren „Models“ fleißig waren.
Der nächste Wasserfall war der „Multnomah Falls“. Dort war es aber bereits so voll, dass wir keinen Parkplatz bekamen! Ok, dann fiel der halt weg.
Am „Latourell Falls“ fanden wir mit Glück noch eine Ecke, in die wir uns mit dem Womo quetschen konnten. Es war Samstag, gutes Wetter und gefühlt waren alle Leute unterwegs…
Der 75 Meter hohe Wasserfall stürzt sich ganz ansehnlich über mit Moos und Flechten bewachsene Basaltsäulen. Natürlich musste ich einmal bis nach ganz vorne gehen. Die Kraft des Wassers zu spüren ist einfach richtig beeindruckend.
Da wir gute zwei Stunden zu früh dran waren, um auf dem Campingplatz in Portland einzuchecken (wie konnte das nur passieren??), überlegten wir, es noch mal beim „Multnomah Falls“ zu versuchen. Es gab einen weiteren Parkplatz in der Mitte des Highways, quasi wie ein Rastplatz. Um den anzufahren, mussten wir aber erst ein Stück in die „falsche“ Richtung fahren, da es nur wenig Auf- und Abfahrten am „Historic Columbia River Highway“ gab. Als wir dann am gewünschten Parkplatz ankamen, war die Abfahrt wegen „Überfüllung“ geschlossen! Im Vorbeidüsen sahen wir aber ganz viele freie Wohnmobil-Plätze. Also drehten wir an der nächsten Abfahrt wieder um (hätten wir eh machen müssen) und fuhren so von der anderen Seite kommend auf den Parkplatz. Da war die Auffahrt nämlich nicht gesperrt.
Am Wasserfall war es natürlich dementsprechend voll. Aber egal, die zwei Fälle (165 m und 21 m hoch) mit der Brücke waren schon nett anzuschauen.
Die vielen Besucher aus der ganzen Welt schreckten uns aber ab, einen Spaziergang zur Brücke zu machen. So viel Rummel waren wir gar nicht mehr gewohnt!
Mit einem leckeren Pumpkin Spice Latte und einem leider nicht so leckeren Pumpkin Spice Muffin ging es dann nach Portland. Die Zeit hatten wir zwar noch nicht ganz rumbekommen, aber ich hatte noch einen, hoffentlich köstlichen Zwischenstopp rausgesucht. Die Eisdiele „Salt & Straw“ mit vielen ungewöhnlichen Eissorten stand auf meiner Liste.
Netterweise durften wir uns dort durchprobieren. Schokolade-Kartoffelsalat, Honig-Lavendel und Olivenöl waren ungewöhnlich, aber lecker. Erdbeer-Pfeffer schmeckte uns beiden überhaupt nicht und Birne-Blauschimmelkäse fand nur Tom lecker. Dafür schmeckte nur mir Pumpkin Spice und Candycopia mit ganz vielen Süßigkeiten drin.
Die Umgebung der Eisdiele war recht chillig mit vielen alternativen Läden und Food Trucks. Jedoch fielen uns auch die Autos mit zersplitterten Scheiben und die vielen gammeligen Wohnwagen und Camper am Straßenrand auf, in denen Menschen wohnten.
Um 13:30 Uhr kamen wir am Campingplatz an und wurden recht muffelig begrüßt. Der Platz war wieder so ein typischer Stadt-RV-Park mit null Privatsphäre, ähnlich einem Parkplatz mit einem Meter Grünstreifen. Na ja, wir wollten eh nicht lange dort bleiben und lieber die Stadt erkunden.
Eine gute Stunde später ging es dann auch mit Uber zum Portland Outdoor Store. Die Fassade und Schaufenster erweckten den Eindruck als sei der Laden seit vielen Jahren geschlossen. Aber nein, er ist seit 1919 geöffnet.
Die Tür zum Geschäft ist wie ein Zeitreiseportal! Sobald sie aufging, waren wir umgeben von einem alten und leicht muffigen Geruch. Ringsum uns herum gab es Flanellhemden, Stiefel, Hüte, Sättel und alles, was das Cowboy-Herz von heute so begehrt.
Es war irgendwie witzig, sich dort umzuschauen und zwischen den alten Regalen umher zu schlendern.
Mein Hase kaufte sich einen schönen neuen Gürtel, die rotkarierte Jacke ließ er zum Glück hängen! Danke!
In der Nähe vom Store befindet sich der Saturday Markt. Er ist der größte kontinuierlich betriebene Outdoor-Markt der USA. Auf dem Weg dorthin begegneten uns viele… ich sag mal komische Menschen. Zu diesem Zeitpunkt fanden wir das alles noch ganz interessant…
Auf dem Markt gab es wirklich viele schöne Stände mit tollen Sachen, ich hätte fast überall zuschlagen können!
Als wir uns dann zur Burnside Bridge aufmachten, um das Schild auf dem White Stag Building zu fotografieren, fielen uns die wirklich vielen Obdachlosen und Drogensüchtigen auf. Ganz auffällig standen Dealer an der Ecke und niemanden schien es zu interessieren!
Eine ganze Weile liefen wir noch die von großen Bäumen gesäumten Straßen entlang und waren echt erschrocken über dieses konfuse Stadtbild. Da standen Mädels im Glitzerkleid neben Drogenabhängigen und verwahrloste Zeltstädte auf dem Bürgersteig waren nur eine Querstraße von schicken Boutiquen entfernt. Menschen lagen im Rausch einfach auf dem Gehweg oder schrien wild in der Gegend rum, das Hirn voller Drogen! Total spooky dort!
Ecke SW 5th Avenue / SW Oak Street besuchten wir einen der vielen Food Carts der Stadt. Der frisch renovierte und jetzt eingezäunte „Midtown Beer Garden“ beherbergt über 20 verschiedene Food Trucks, nett bepflanzte Blumenkübel, viele Sitzmöglichkeiten und mit der guten Musik insgesamt eine recht chillige Atmosphäre.
Powell’s City of Books, der größten unabhängigen Buchhandlung der Welt (zumindest laut Unternehmen), statteten wir auch noch einen Besuch ab. Auf gut 6300 m³ soll es über eine Million neue und gebrauchte Bücher geben. Es gibt sogar einen Plan, wo was zu finden ist. Wahnsinn!
Nach gut drei Stunden hatten wir die Nase voll, diese Gegend war uns unsympathisch und wir fühlten uns nicht wohl. So fuhren wir mit Uber zur North Mississippi Avenue. Dort sollte es viele Restaurants, Food Trucks und Kneipen geben und wir wurden nicht enttäuscht.
Im „PROST! Marketplace“ suchten wir uns ein Plätzchen an einem der Tische und mein Hase bestellte sich eine BBQ-Platte von „Matt’s BBQ“. Für mich gab es einen Sushi Burrito.
Alles war super lecker und satt schlenderten wir die charmante und lebendige Straße mit ihren vielen Lokalitäten und Shops runter. Es war eine bunte Mischung. In dieser Gegend gefiel es uns deutlich besser! Sie hatte etwas vom Gaslamp Quarter in San Diego.
In der „StormBreaker Brewing“ tranken wir noch etwas und überlegten, ob wir morgen vielleicht lieber zum Meer fahren sollten, als noch einen weiteren Tag in der Stadt zu verbringen?!
Eigentlich mussten wir gar nicht lange überlegen. Waren wir uns doch direkt einig, WEG hier! So reservierte ich noch vor Ort eine Site auf dem Cape Disappointment State Park Campground direkt am Meer! Ach, was freuten wir uns!
Zurück im Womo stöberten wir etwas durchs Internet. Uns ließen die Zustände in der Stadt einfach keine Ruhe. Und dort fanden wir auch die Erklärung: 2021 wurden in Oregon Drogen, auch harte, entkriminalisiert!
Seitdem versinkt Portland im Drogen-Chaos und Morde und Schießereien gehören leider zur Normalität!
Was waren wir froh, dieser Stadt schon am nächsten Tag den Rücken zu kehren!
Kilometer: 155
Wetter: 9°C – 29°C, Sonne
Stellplatz: Columbia River RV Park (47 $; 43 €)
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