Schottland 2023 Tag 7

30.05.

Um 08:30 Uhr war ich wieder alleine in Bowmore unterwegs. Es war absolut windstill und das Meer glatt wie ein Ententeich. Durch das noch vom Tau feuchte Gras hatte ich nach wenigen Minuten bereits nasse Schuhe. Zum Glück sind die aber halbwegs wasserdicht.

Dass überhaupt kein Lüftchen wehte bedeutete aber auch, dass unzählige Midges unterwegs waren! Konnten die Mistviecher nicht noch schlafen?? Gefühlt alle Midges aus Schottland verfolgten mich! Argh!!!

Zurück am Cottage besorgten Tom und ich beim kleinen Metzger an der Ecke unser gemeinsames Abendessen. Fünf dicke Steaks und drei verschiedene Sorten „Pudding“ lagen nach 10 Minuten in unserem Kühlschrank. Aber kein Schoko- oder Vanillepudding, sondern „englischer“ Pudding. Das sind Speisen, die Rinderfett als Grundlage haben.

Black Pudding = Art Blutwurst
White Pudding = Schweinefleisch und Fett, Rindernierenfett, Gewürze, Brot und Haferflocken.
Fruit Pudding = Weizen- oder Hafermehl oder Paniermehl, Rinderfett, brauner Zucker, Johannisbeeren, Rosinen und Zimt.

Als wir dann über die buckelige 10 Kilometer lange Straße nach Port Ellen düsten, suchte Boris die Stelle, wo er gestern aus den Augenwinkeln ein schönes Fotomotiv (Fluss und Baum…) entdeckt hatte. Letztendlich fand ich sie, weil Mister Boris durch sein Gequatsche abgelenkt war. *lach*

Unser erster Programmpunkt an diesem Tag war die „The Indie Whisky“-Veranstaltung. Also zumindest für die Männer, denn die gaben wir Frauen dort mal wieder ab. Tom war sich zwar sicher, dass das nichts für die beiden sei, aber gucken wollten sie mal.

Petra und ich spazierten derweil durch Port Ellen, machten seeehr kreative Fotos am Strand und ließen uns anschließend auf einer Bank in der Sonne nieder. Neben wirklichen „scheiß“ Themen, überlegten wir, wie es den Männern wohl gefiel?! Ich sagte noch:“ Pass auf, das wird die beste Veranstaltung des ganzen Festivals!“.

Als die Zwei dann im gemeinsamen Chat schrieben, dass sie „fertig“ seien, war uns klar, dass das wörtlich zu nehmen ist…

Na, und wie war es? Die beiden futterten Chips und kicherten vor sich hin! Oh je… O-Ton:“ Es war mega! Das war die geilste Veranstaltung!“ *lach* Sag ich doch!

Kommentar von Tom: In der Halle waren viele Stände von unabhängigen Abfüllern, die eine sehr große Palette von verschiedenen Whiskys hatten. An jedem Stand gab es spezielle Festival-Abfüllungen. Wir konnten alles probieren, was wir wollten und das für 30 £ pP (35 €). Das war eine unheimlich gefährliche Veranstaltung! *grins*

Kommentar von Petra: An dem Tag fiel unsere Whisky-Budget-Vereinbarung der Veranstaltung zum Opfer. Ein Veto war nicht mehr einzulegen. Wie bekommen wir das ganze Zeug nur durch den Zoll?

Auf dem Weg zum Open Day von „Islay Rum“, wollte Boris plötzlich wissen, was es denn gleich noch bei Laphroaig gab? *augenroll* Na, wahrscheinlich eine kleine Fanta ohne Eis!!!! BORIS!

Bei Islay Rum gab es leckere Cocktails (uih… ich hatte noch nichts gegessen…), gute Musik, viel Sonne und Gespräche… Das darf nicht an die Öffentlichkeit! *kicher*
Der Alkohol zeigte bald seine Wirkung… Tom wollte keinen Cocktail mehr, denn „Schonst schlaff ich Laphroaig nicht mehr!“
Kommentar von Petra: Übrigens schmeckt der Cocktail am besten, wenn man Röhrle und Becher mit den besten Freunden teilt! *grins*

Von der anschließenden Führung durch die kleine Rum Destille bekam jeder vielleicht noch ¼ mit. Oh je!

Wir brauchten dringend Bewegung. Da kam uns der Spaziergang nach Laphroaig gerade recht! Ebenso der kleine Stand der örtlichen High School am Anfang des Weges, wo es Getränke und Snacks gegen eine Spende gab.

Der Open Day bei Laphroaig war bereits in vollem Gange, als wir um kurz vor 15:00 Uhr dort ankamen.

Zur Begrüßung gab es eine Wasserflasche aus Blech zum selbst Befüllen, ein Glas mit Umhängeband und einen Free-Dram-Anstecker oder waren es zwei?? Ich weiß es nicht mehr! (Nachtrag: Auf den Bildern sieht man nur einen!)

Ansonsten Musik, Essen, Trinken und gute Stimmung! The same procedure as every day!

Beim Pizza holen führte Boris, als extrem introvertierter Schwabe, ein sehr ausführliches Gespräch mit einer Dame namens Virginia oder kam sie nur daher? Man weiß es nicht.

Ein Mitarbeiter hatte an diesem Tag nach 43 Jahren seinen letzten Arbeitstag und durfte sein letztes abgefülltes Fass ins Warehouse rollen. Außerdem hatte er ein besonderes Fass ausgesucht, welches nun für 400 £ die Flasche verkauft wurde…

Mit genügend Whisky im Bauch hockten wir auf der Kaimauer und überlegten, ob wir nicht ein Kleingewerbe „Whiskytasting“ anmelden sollten?! Dann könnten wir wenigstens alles von der Steuer absetzen! *lach* Ach, was hatten wir wieder für einen Spaß!

Bis Tom und ich entsetzt feststellten, dass Boris und Petra jeweils noch ihre Free-Dram-Münze hatten und alle Bars geschlossen waren!!!! Wie konnte das nur passieren?!?

Kommentar von Petra: Es gab dort leckeren Laphroaig Cocktail, nur leider nicht für den Free Dram. Ist also nicht so, dass wir keinen Whisky im Bauch hatten, nur halt mal in anderer Form *hihi*

Gegen 17:30 Uhr liefen Tom und ich langsam zurück nach Port Ellen und holten das Auto. Der Alkohol in meinem Kopf war nach der Pizza und ein paar Dosen Irn-Bru auch verschwunden und ich konnte guten Gewissens wieder hinterm Steuer Platz nehmen.

Nachdem wir die zwei Schwarzwälder an der Destille abgeholt hatten, fuhren wir zurück nach Bowmore. Allerdings mit einem kurzen Zwischenstopp an der Stelle mit dem unfassbar tollen Fotomotiv von morgens!

So ganz glücklich war Mister Boris allerdings nicht. Er war sich sicher, dass das nicht die Stelle war, die er gestern gesehen hatte…

Zurück im Cottage gab es die dicken Steaks vom Metzger, dazu einen leckeren Salat. Mit von der Sonne gezeichneten Gesichtern saßen wir zufrieden am Küchentisch.

Pünktlich zum Sonnenuntergang stand ich am Pier und machte Bilder, als es plötzlich neben mir schepperte! Eine Möwe hatte eine dicke Muschel aus einer Höhe von bestimmt 10 Metern auf den Boden fallen lassen, um sie zu knacken. Was habe ich mich erschrocken!!!

Später entzündete Boris ein Feuer im Kamin, bzw. versuchte es. Tom musste ihm zur Hilfe eilen und pusten bis ihm schwindelig war…

Noch bevor das Höllenfeuer aus war, verschwanden wir in der oberen, mindestens 45°C warmen Etage im Bett.

Kilometer: 32
Wetter: 17°C, Sonne


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