24.05.
Mein innerer Monk und ich hatten am Vorabend unserer Abreise eine kleine Auseinandersetzung. Er wollte unbedingt vor dem Schottland-Urlaub noch den Bericht aus Albanien online stellen!! Boah, das bedeutete eine Nachtschicht für mich…
Tipp, tipp, tipp…
Klick, klick…
Tipp, tipp, tipp…
Der Fernseher war schon lange aus, unser Kater lag eingerollt in seinem Körbchen und träumte bestimmt vom Fressen, aus dem Schlafzimmer drangen zarte Schnarchgeräusche vom Gatten ins Wohnzimmer, wo meine Augen immer kleiner wurden. *gähn*
Aber dann! Um 03:15 Uhr war ich endlich fertig, lud den Bericht hoch und der Monk war zufrieden. Gott sei Dank!
Volle drei Stunden schlummerte ich noch im Bett, bevor ich dann doch mal kurz gucken musste, ob der Upload auch einwandfrei funktioniert hatte. Alles da! Puh!
Aber mit Schlafen war’s dann vorbei. Gegen 08:00 Uhr quälte Tom sich auch aus dem Bett und stand verschlafen und gähnend im Türrahmen! Guten Morgen, Hase!
Da wir bereits einen Tag zuvor so gut wie alles ins Auto geladen hatten, herrschte ungewöhnlicherweise eine recht friedliche Stimmung. So wurde unser Kater noch mal ausgiebig bespaßt, das Gemüse im Garten gegossen, in Ruhe ein Kaffee getrunken und die letzten Kleinigkeiten runtergetragen. Irgendwie verwirrte mich diese „Nicht-Hektik“… Das Einzige, was wir noch ins Auto laden mussten, war unsere kleine Kühltasche mit ein paar nicht gegessenen Lebensmitteln aus dem Kühlschrank. Aus Platzgründen und weil es in Schottland niemals wirklich heiß wurde (Nachtrag: Muahahahaha!!!), ließen wir unsere große, mit Strom betriebene, Kühlbox zu Hause.
Um 11:35 Uhr hieß es „Tschüss Mama! Tschüss Didi! Tschüss Kater!“. Die Autobahn musste aber noch kurz warten. Drei kleine Zwischenstopps legten wir noch ein. Am Büro warf Tom seine Jacke in den Kofferraum, bei Freunden mussten wir etwas vorbeibringen und an der Tankstelle kaufte mein noch-nicht-in-Urlaubsstimmung-angekommener Ehemann drei Zeitungen.
12:00 Uhr und wir waren endlich auf dem Weg zur Fähre! Meine Augen hatten mittlerweile die Größe von Kaffeebohnen und … KAFFEE!!! Ich brauchte dringend Koffein! Zuhause hatte ich allerdings keine Milch mehr gehabt und das Tankstellengebräu war mir einfach viel zu teuer. Da schloss ich lieber meine brennenden Augen und war Millisekunden später auch schon eingeschlafen.
Tom fuhr uns sicher und ohne Stau nach IJmuiden, wo wir schon um 14:50 Uhr ankamen. Zum Glück, denn die Blase war voll und wir eilten zur Toilette. Als ich Minuten später wieder draußen in der Sonne stand, winkte Hase mich hektisch zum Auto! Wir konnten bereits auf die Fähre fahren! Krass, so schnell waren wir noch nie drauf. Glaube ich zumindest… *grübel* Müsste ich sonst mal nachlesen!
Kaum hatten wir unsere sieben Sachen geschnappt und standen an der Rezeption, fiel meinem lichtempfindlichen Ehemann ein, dass er seine Sonnenbrille im Auto vergessen hatte.
Also, ab zurück!
In der Kabine auf Deck 5 fehlte dann die Tasche mit seinen Insulinspritzen.
Also, ab zurück!
Und 10 Minuten später bemerkte ich, dass wir das Beautycase im Wagen gelassen hatten!
Also, ab zurück!
Unsere Gehirne waren scheinbar schon im Urlaubsmodus! Das ging aber auch alles viel zu schnell!!
In der Sky Bar gab es erst mal ein Guinness für den Hasen und ein Eis für mich. Das ist seit Jahren unser obligatorischer Start in den Schottland-Urlaub.
In Anbetracht des arschkalten Windes hätte ich aber lieber mal einen Tee nehmen sollen. Warum zum Teufel lag meine dicke Jacke im Auto, vier Decks unter uns?? Zum Glück habe ich den weltbesten Ehemann! Zum vierten Mal ging er zurück zum Auto und holte mir das wärmende Kleidungsstück! Wie ein Michelin-Männchen saß ich dann mit einem Tee auf meinem Stuhl.
Überpünktlich um 17:20 Uhr ertönte die Auslaufmusik, die dicken Taue wurden eingezogen und die Fähre setzte sich langsam in Bewegung.
An der Sky Bar versammelten sich unzählige Passagiere. Darunter super viele Motorradclubs, generell etliche Gruppen und eher wenig Pärchen. Es war richtig voll, laut und unruhig…
Als wir das letzte Mal nach Schottland fuhren, waren wegen Corona nur 119 Menschen an Bord. Was wünschten wir uns die Zeit zurück! Also die „wenig Menschen Zeit“, nicht Corona!
Aber trotz der vielen Leute waren wir überglücklich wieder „nach Hause“ zu fahren. Mir merkte man das mal wieder besonders an, denn mein Mund stand nicht still und ich quasselte Tom ein Kotelett ans Ohr. *lach*
Gemütlich in seinem Stuhl sitzend, ein Guinness schlürfend, ertrug er meinen unaufhörlichen Redefluss.
Gegen 19:00 Uhr verspürte mein Hase neben einem leichten Ohrensausen auch ein Hungergefühl. Oder wollte er nur, dass ich mir was in den Mund schob und so wenigstens für ein paar Minuten mal die Klappe hielt?! Er äußerte sich nicht zu meinen kritischen Überlegungen und trottete grinsend Richtung Kabine.
Das von daheim mitgenommene Hähnchenbrustfilet und der Salat hatten mittlerweile Zimmertemperatur erreicht und waren bereit verspeist zu werden. Zum Nachtisch gab es noch einen Pudding und so satt hätten wir auch direkt auf dem Bett einpennen können. *gähn*
Aber nix da! Mit punktuell leicht nasser Hose (ich hatte mal wieder gekleckert…) und müdem Blick schleppten wir uns noch einmal zwei Decks höher in den Duty-Free-Shop. Mit deutlich geschrumpftem Geldbeutel verließen wir ihn 20 Minuten später wieder.
Da es im Navigators Pub megavoll und der eigentlich richtig gute Musiker leider viel zu laut war, gingen wir auf ein Getränk in die Compass Bar. Dort war kein Mensch und nur im Hintergrund dudelte leise Musik. Genau das Richtige für Toms überanstrengte Ohren und meinen müden Kopf…
Pünktlich zum Sonnenuntergang standen wir an Deck und erfreuten uns am langsam sinkenden Feuerball.
Kaum war die Sonne am Horizont verschwunden, waren auch meine Lebensgeister hinfort. Ich konnte meine Augen kaum noch offenhalten und schwankte leicht. Es wurde wirklich Zeit ins Bett zu gehen. Um 22:30 Uhr berührte mein Kopf das weiche Kissen und ich glaube, ich war schon vorher eingeschlafen…
Kilometer: 275
Wetter: 17°C, Sonne-Wolken-Mix
Unterkunft: King Seaway