Stockholm
21.07. – 26.07.2024
Schwedens Hauptstadt stand schon lange auf unserer Reiseliste, und im Sommer 2024 war es dann endlich soweit. Die Flüge buchte ich bei Eurowings, und ein zentral gelegenes Hotel fand ich über Check24. Da das Internet voller guter Tipps zu Sehenswürdigkeiten, Restaurants und sonstigen Must-sees ist, verzichtete ich darauf, einen Reiseführer zu kaufen.
21.07.
Nach einem feucht-fröhlichen Polterabend bei der Feuerwehr packten wir morgens noch in Ruhe unsere Koffer, putzten einmal die Wohnung durch und wurden dann um 14:30 Uhr von meinem Onkel abgeholt. Mit meiner Tante auf dem Beifahrersitz düsten wir zum Flughafen in Köln, wo wir eine Stunde später ankamen. Durch meine Heiserkeit, verursacht durch die Feierei am Vorabend, war es eine ziemlich ruhige Fahrt gewesen. *kicher*
Die Schlange vor dem Check-in war lang, sehr lang. Welcher Idiot wollte eigentlich in den Ferien nach Stockholm fliegen?! *kopf-kratz*
Nach einer Stunde hatten wir alles erledigt und ließen uns mit einem Kaffee in der Hand auf zwei Sessel am Abfluggate nieder.
Der Flug verspätete sich dann leider von 17:50 Uhr auf 18:25 Uhr. Ach nee, 19:10 Uhr! Ätsch, auch nicht! Letztendlich verließen wir erst um 19:30 Uhr deutschen Boden. Zu dieser Zeit hätten wir eigentlich schon in Stockholm landen sollen. *grummel*
Der Grund für die Verzögerung war eine Überbuchung der Maschine, und es musste nun entschieden werden, wer mitfliegen durfte und wer nicht! Echt ätzend, das hört man immer öfter, und dann tun alle unschuldig und wissen gar nicht, wie das passieren konnte! Dabei überbuchen mittlerweile viele Airlines ihre Flüge ganz bewusst, um rentabel zu bleiben. So stellen sie sicher, dass beim Abflug keine freien Sitzplätze mehr vorhanden sind – sehr zum Leidwesen der Passagiere!
Nach ruhigen 100 Minuten landeten wir in Schwedens Hauptstadt. Da wir absolut keine Lust mehr auf eine Bahnfahrt (56 €) hatten, nahmen wir das erstbeste Taxi und ließen uns für 800 SEK (68 €) entspannt zum Hotel chauffieren. Das war uns die 12 Euro mehr wert.
Die Straße war um diese Uhrzeit superfrei, und nach 30 Minuten kamen wir bereits am „Downtown Camper“ an.
Freudig spazierten wir mit unserer Schlüsselkarte Nr. 178 durch den Flur. 175 – 176 – 177 – 179! Hä? Moment! Wo war 178 geblieben? Fragend sahen wir uns um und liefen weiter in den 180er-Bereich. Da, am hinteren Ende fanden wir endlich unser schönes, geräumiges Zimmer.
Nach einer schnellen Dusche huschten wir ins gemütliche Bett und schliefen gegen 00:00 Uhr ein.
Wetter: 25°C, Sonne-Wolken-Mix
Unterkunft: Downtown Camper by Scandic (142,50 € die Nacht)
22.07.
Um 09:30 Uhr verließen wir das Hotel und gingen direkt in ein kleines Einkaufszentrum. Blöderweise hatte ich nämlich meinen Gürtel vergessen. Die Jeans war frisch gewaschen und daher jetzt noch schön eng, aber spätestens gegen Mittag würde sie mir an den Kniekehlen hängen.
Bei der Gelegenheit gab es auch gleich die erste Zimtschnecke des Trips – saulecker!
Mit nicht rutschender Hose und Kanelbullar im Bauch spazierten wir gemütlich am Wasser entlang.
Auf der kleinen Insel Kastellholmen wehte oben auf dem Kastell die schwedische Flagge im Wind. Zum Glück, denn solange sie sich dort oben auf der kleinen Zitadelle befindet, ist das Land im Frieden.
Zaghaft schien die Sonne zwischen den Wolken hindurch, und wir ließen uns auf den Felsen nieder, um die Aussicht auf den Vergnügungspark ‚Gröna Lund‘ zu genießen.
Mit einem Uber fuhren wir zum biodynamischen Garten Rosendal, dem Rosendals Trädgård. Der Garten erstreckt sich über eine Fläche von etwa 12 Hektar und ist ein geschlossenes, sich selbst erhaltendes System. Kurz: Das Land liefert Nahrung für die Tiere, die wiederum das Land düngen.
Mit seinen hübschen Gewächshäusern, duftenden Blumenbeeten und Obstbäumen ist er ein kleines Paradies und mein persönliches Highlight der Stadt.
Im Rosendals Trädgårdskafé gibt es allerhand Leckereien, von klassischen Zimtschnecken über kleine Mittagsgerichte bis hin zu selbstgebackenem Brot und hausgemachten Limonaden. Es duftete so lecker nach Kaffee, und das gesamte Ambiente war einfach zauberhaft. Warum gibt es bei uns nicht so schöne Cafés?
Umgeben von Blümchen nippte ich an meinem Glas Wein, während Tom in seiner Tasse Kaffee rührte. Dazu eine Kardamom-Schnecke, eine Kanelbullar und ein Stück Carrot Cake, und die Welt war sowas von in Ordnung!
Die Zimtschnecke und der Carrot Cake waren richtig lecker. Die Kardamom-Schnecke war auch gut, aber ich bin eher ein Zimtmädchen. Voll mit leckeren Kalorien schlenderten wir erst durch den Hofladen und anschließend noch etwas durch den Park und den Weingarten. Es war wirklich wunderschön dort!
Besonders toll fand ich den Bereich mit den Obstbäumen, unter denen es zahlreiche Sitzmöglichkeiten gab. Da blieben wir dann einfach noch mal eine ganze Weile sitzen und genossen die ruhige Atmosphäre.
Erst nach knapp drei Stunden verließen wir um 15:00 Uhr den wundervollen Garten und liefen Richtung Altstadt.
Über die Prachtstraße Strandvägen spazierten wir in Richtung der Insel Gamla Stan. Links die pompösen Bauten und exklusiven Geschäfte und rechts die vielen Boote, die friedlich im Wasser dümpelten. Wirklich nett dort!
Auf ging es nach Gamla Stan (schwedisch für „alte Stadt; Altstadt“), das für viele Jahrhunderte das eigentliche Stockholm war.
Vorbei am Stockholmer Schloss tauchten wir ein in eine Welt aus engen Gassen, bildschönen, bunten Fassaden der Kaufmannshäuser, unzähligen Cafés und Restaurants, gepflasterten Straßen und dem Sprachengewirr der vielen Touristen.
Auf der, ich sag mal, Hauptstraße Västerlånggatan war unglaublich viel los. Wir hatten das touristische Epizentrum gefunden und waren leicht reizüberflutet von den Menschenmassen und den bunt vollgepackten Schaufenstern.
Wenn wir aber in eine Gasse nach rechts oder links abbogen, herrschte Ruhe! Na ja, zumindest etwas. Das war damals in Dubrovnik genauso. Die Touristen scharen sich um die Läden wie die Mäuse um den Käse.
Hinter der Finnischen Kirche fanden wir das ‚kleinste öffentliche Monument von Stockholm‘, den Järnpojke (auch Iron Boy genannt). Die niedliche Skulptur ist nur 15 Zentimeter hoch, und wenn man dem ‚kleinen Jungen, der auf den Mond sieht‘ dreimal über das kahle Köpfchen streicht, soll sich im gleichen Jahr noch ein Wunsch erfüllen. Na, das wollten wir doch mal testen! *ei-ei-ei*
Lustiges Feature am Rand: Im Winter hat der kleine Kerl einen Schal um und eine Pudelmütze auf. Da müssen wir wohl noch mal wiederkommen!
Ziemlich am Ende der Västerlånggatan befindet sich auf der linken Seite die Mårten Trotzigs Gränd (Namensgeber war übrigens ein deutscher Kaufmann aus Wittenberg). Sie ist die schmalste Gasse in Stockholm und misst an der engsten Stelle gerade einmal 90 Zentimeter.
Zum Abendessen fanden wir ein Plätzchen im kleinen Stockholms Gästabud. Der Kellner hatte einen Heidenspaß an meinem ‚Fat-Face-T-Shirt‘ aus Schottland und machte die ganze Zeit darüber Witze. Zu lustig. Dafür ging der Kaffee auf ihn! Danke!
Die Vorspeise (schwedisches Kartoffelgratin mit gesalzenem Hering, Knäckebrot und Käse) war richtig klasse. Die Hauptspeisen (Lachs mit Kartoffeln und die klassischen Köttbullar) mussten sich aber nicht dahinter verstecken.
Die Köttbullar waren auf einem ganz anderen Level und mit den Wurfgeschossen von Ikea nicht zu vergleichen.
Auf einem Verdauungsspaziergang liefen wir noch einmal durch die schönen Gassen.
Im Hotel angekommen, fielen wir nach einer schnellen Dusche hundemüde ins Bett. Es war ein wunderschöner erster Tag!
Schritte: 24.237
Wetter: Sonne-Wolken-Mix, 22°C
23.07.
Um 09:20 Uhr verließen wir das Hotel. Tom hatte an diesem Morgen mal das Frühstücksbuffet getestet und für sehr gut befunden. Gut gesättigt nörgelte er wenigstens nicht rum. *kicher*
An diesem Tag stand eine Besichtigung von Schloss Drottningholm auf dem Programm. Um zum Schloss zu gelangen, hatte ich bereits vor ein paar Tagen zwei Tickets für eine Bootstour dorthin gebucht.
Am Schiffsanleger angekommen, standen schon einige Menschen am Anleger 4 vor der „Drottningholm“. Auf unseren Tickets stand jedoch „Prins Carl Philip“, und das Schiff lag direkt daneben. So gesellten wir uns zu einem Herrn (übrigens ein Schotte, wie sich später herausstellte), der ebenfalls dort wartete.
Neben uns wurde die Schlange immer länger, aber lediglich vier weitere Personen hatten sich hinter uns gestellt! So langsam kam ich ins Grübeln. Standen wir falsch? Nach kurzer Rücksprache mit einer Angestellten bestätigte sich leider meine Vermutung! Verdammt! Mittlerweile war die Schlange so lang geworden, dass es mit einem Platz auf dem Sonnendeck eng werden könnte…
Dank meines besten Ehemanns bekamen wir aber doch noch einen der letzten Plätze an der frischen Luft.
Nur losfahren wollte das Boot einfach nicht. Es gab wohl Probleme mit der Elektronik, und so hockten wir leicht gelangweilt auf den Holzbänken und „scherzten“, dass wir wahrscheinlich gleich das Schiff wechseln mussten!
Mit 25-minütiger Verspätung tuckerten wir los. Das Problem war wohl die Stromversorgung der Kaffeemaschine! Na, da haben wir natürlich vollstes Verständnis für die Verzögerung. *lach*
Da der Himmel zugezogen war, gibt es kaum Bilder. Insgeheim hoffte ich auf eine wenigstens etwas sonnigere Rückfahrt!
In den Bäumen am Ufer entdeckte ich dann plötzlich einen Seeadler, der für ein unfassbar unscharfes Foto Model stehen musste.
Schloss Drottningholm, das auch als „schwedisches Versailles“ bezeichnet wird, liegt auf der Insel Lovön. Es wurde im 17. Jahrhundert erbaut, gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als eines der schönsten Beispiele für schwedische Barockarchitektur.
Seit Anfang der 80er Jahre bewohnt die Königsfamilie die Räume im Südflügel. Der restliche Teil des Schlosses kann besichtigt werden. Ich weiß ja nicht, ob ich dort als Königin wohnen wollen würde – aber wahrscheinlich haben sie gar keine Wahl, oder?
Nach der Besichtigung schlenderten wir durch den weitläufigen Schlossgarten. Am Ende gelangten wir über eine schöne Allee zum Chinesischen Pavillon, der ebenfalls auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes steht.
Heimlich, still und leise hatte König Adolf Fredrik 1753 diesen Sommerpalast im chinesischen Stil erbauen lassen, und zwar als Geburtstagsgeschenk für seine Frau, Königin Lovisa Ulrika.
Ja, Schatz!!! Ein Sommerpalast! Kurze Anmerkung: In vier Wochen habe ich auch Geburtstag! Aber ein kleines Cottage in Schottland würde mir auch reichen! *grins*
Gegen Mittag knurrten unsere Mägen leicht, und es wurde Zeit für unsere „Fika“. Fika ist nämlich das schwedische Wort für Kaffeepause, die wichtigste „Mahlzeit“ in Schweden. Neben einem heißen Getränk gehören auch immer süße Backwaren dazu, wie zum Beispiel die typischen Kanelbullar (Zimtschnecken), Kekse oder die klassische Prinzesstorte mit dem grünen Marzipandeckel. Diese erhielt ihren Namen, weil sie bei den schwedischen Prinzessinnen Margaretha, Märtha und Astrid so beliebt war. Ich schweife ab…
Fika ist in Schweden eine Lebensphilosophie, die übrigens nicht immer in einem Café stattfinden muss; auch auf der Arbeit wird die kurze Erholungspause gerne zelebriert. In vielen Unternehmen ist sie sogar im Arbeitsvertrag verankert. Zweimal täglich (10:00 und 15:00 Uhr) gibt es die heilige Kaffeepause. Wie geil, ich wandere nach Schweden aus! *gg*
Zur köstlichen Prinzesstorte ließ ich mir ein alkoholfreies Cider mit Elderflower-Geschmack schmecken. Tom aß ein leckeres Thunfisch-Sandwich, und gemeinsam überlegten wir, ob wir nicht mit Uber zurück in die Stadt fahren sollten. Per SMS wurden wir nämlich darüber informiert, dass das Schiff die 25-minütige Verspätung über die Stunden nicht aufgeholt hatte. So hätten wir noch 1 ½ Stunden warten müssen, und darauf hatten wir irgendwie keine Lust.
So ging es mit Uber zurück nach Stockholm City, direkt zum Rathaus.
Nach einer ausgiebigen Fotosession liefen wir wieder nach Gamla Stan.
Ein Besuch im bzw. am „Königlichen Schloss“ (schwedisch: Kungliga slottet klingt-niedlich) durfte auf unserer Sightseeing-Tour natürlich nicht fehlen. Die im Schloss befindlichen Räumlichkeiten dienen dem schwedischen König Carl XVI. Gustaf und anderen Mitgliedern der königlichen Familie nur noch zu repräsentativen und zeremoniellen Zwecken, quasi als ihr Arbeitsplatz. Seit 1982 wohnt die Königsfamilie ja im Schloss Drottningholm.
Täglich um 12:15 Uhr (an Sonn- und Feiertagen erst um 13:15 Uhr) findet auf dem Schlossplatz der Wachwechsel statt. Mit Marschmusik, ernster Miene und im Gleichschritt marschiert die königliche Wache dort vorbei. Wir hatten Glück und kamen zufällig rechtzeitig zum kleinen Wachwechsel ohne großes Tam-Tam um 16:00 Uhr vorbei.
An der Ecke Kåkbrinken / Prästgatan ist in eine Hauswand ein großer Runenstein eingemauert, vermutlich aus dem 11. Jahrhundert stammend. Unglaublich, dass er einfach so zum Hausbau verwendet wurde und wie viele tausend Touristen jeden Tag achtlos an ihm vorbeigehen.
Wer mag Lakritz? Du? Dann solltest du „Lakritsroten“ einen Besuch abstatten. Dort gibt es jegliche Geschmacksrichtungen der tiefschwarzen Süßigkeit. Ob mit Beeren, Meersalz, Karamell oder geräuchertem Fisch – es gibt einfach alles, was das Lakritz-Herz begehrt. Auch wir kauften natürlich eine Menge von dem schwarzen Gold ein.
Und kennt ihr eigentlich Lördagsgodis? Das ist ein schwedischer Brauch, der übersetzt „Samstags-Süßigkeiten“ bedeutet. In den 1930er- und 40er-Jahren litten sehr viele Kinder und auch Erwachsene an Karies. Als Gegenmaßnahme wurde die Regel: „Nur am Samstag gibt es Süßes!“ eingeführt.
Heute nimmt man die Samstagssüßigkeiten allerdings nicht mehr ganz so ernst. Heimlich, still und leise hat sich nämlich der Lilla Lördag, der „kleine Samstag“ (Mittwoch), eingebürgert. Ich mag die Schweden! *grins*
Fürs Abendessen hatten wir einen Tisch im „Aifur“ reserviert. Das ist ein Touri-Event-Restaurant mit Live-Musik. Nachdem wir an einer langen Tafel Platz genommen hatten, bekamen wir sofort die Karte und kurz nach unserer Bestellung auch schon die Vorspeise in Form einer gemischten Wurstplatte. Dazu das Stimmenwirrwarr… Wow, das war mir alles viel zu hektisch!
Der Hauptgang kam genauso rasch wie die Getränke. Alles war sehr lecker, und nach einer Stunde waren wir eigentlich mit allem durch. Aber dann fing der Musiker an zu spielen und meine drei Gläser Met zeigten ihre Wirkung! Jeder neu eintreffende Gast wurde lautstark durch die Bedienung vorgestellt und mit tosendem Applaus von den anderen Gästen empfangen! So geil! Ach, es war schon ziemlich toll dort! *lach*
Letztendlich verließen wir die Wikingerhalle erst nach einem weiteren Met und einem grandiosen Schoko-Karamell-Kuchen als Nachtisch. Mittlerweile waren zwei Stunden vergangen.
Nach dem Essen spazierten wir über den schönen Fußweg Monteliusvägen Richtung Skinnarviksberget, dem Sonnenuntergangs-Hotspot der Stadt.
Dort angekommen, suchten wir uns ein nettes Plätzchen zwischen den anderen Schaulustigen. Die Stimmung war ruhig und entspannt – so ganz anders als im Wikingerkeller Aifur.
Zum „Nach“-Nachtisch teilten wir uns eine leckere grüne Punschrolle und eine Chokladboll vom Café Bellmans, die wir am Nachmittag
gekauft hatten.
Nachdem die Sonne hinter den Häusern verschwunden war, fuhren wir mit einem Uber zurück zum Hotel.
Duschen, chillen, schlafen – gute Nacht!
Schritte: 19.175
Wetter: morgens bedeckt, ab mittags Sonne-Wolken-Mix, 24°C
24.07.
Um kurz nach 09:00 Uhr verließen wir wieder das Hotelzimmer und schlenderten Richtung Gamla Stan. Die Altstadt war zu dieser Zeit noch nicht allzu überfüllt, und wir genossen diese Morgenruhe.
Der schönen Altstadt kehrten wir den Rücken und verließen sie in südlicher Richtung über den Verkehrsknotenpunkt „Slussen“, was auf Deutsch „die Schleuse“ bedeutet. Dieser wurde ursprünglich im 17. Jahrhundert erbaut, um den Schiffsverkehr zwischen dem Mälarsee und der Ostsee zu erleichtern.
Erst vor wenigen Wochen wurde der völlig neugestaltete Bereich „Vattentorget“ zwischen Gamla Stan und Södermalm eröffnet.
Schon von weitem konnten wir ein markantes Wahrzeichen Stockholms sehen: den historischen Aufzug Katarinahissen. Die massive Stahlkonstruktion verbindet den Stadtteil Slussen mit dem höher gelegenen Stadtteil Södermalm. Der öffentliche Personenaufzug wurde 1881 eröffnet, 2010 stillgelegt und nach umfangreichen Renovierungsarbeiten im letzten Jahr endlich wiedereröffnet.
Super, so ersparte er mir doch den leidenden Gesichtsausdruck meines Mannes, der sonst die Stufen hätte hochlaufen müssen. In Nullkommanix fuhr der Aufzug uns in eine Höhe von 38 Metern.
Der Weg führte uns vorbei an der Katharinenkirche zur Mäster Mikaels Gata. Diese hübsche kleine Gasse mit Kopfsteinpflaster und ihren gut erhaltenen, traditionellen Holzhäusern bietet einen Einblick in das Stockholm vergangener Zeiten. Dort wohnte auch der erste Henker der Stadt, gleich neben dem ersten Galgenberg. Schaurig schön dort. Leider war die niedliche Straße durch eine Baustelle etwas verschandelt. Na ja, da macht man nichts!
Gemütlich schlenderten wir am Wasser entlang und entdeckten eine kleine Bronzeskulptur auf einer Mauer. Mmh, sollte der Iron Boy nicht die kleinste Skulptur der Stadt sein? Dieser Junge mit Virtual-Reality-Brille und Propeller auf dem Rücken ähnelte einem modernen „Karlsson vom Dach“ und war eindeutig winziger als der Iron Boy.
Im ehemaligen Arbeiter- und Industriebezirk Södermalm befindet sich auch das coole Szeneviertel SoFo, die Abkürzung für „South of Folkungagatan“
Im Café „Leonardos“ ließen wir uns Kladdkaka (schwedischer Schokoladenkuchen) schmecken. Dazu gab es den bis jetzt besten Kaffee der Stadt.
Rund um den Nytorget-Platz fanden wir hippe Läden mit viel Retro und Vintage, Plattenläden, Straßencafés und Bars – eine wirklich bunte Mischung. Cool und lässig kommt das Viertel rüber. Die Boutiquen mit Kleidung aus den 1950er- bis 1990er-Jahren sind ebenso sehenswert wie die kleinen Charity-Shops, wo viele Second-Hand-Sachen angeboten werden.
Spontan ging Hase dort auch zum Friseur. Ob er wohl meinte, dann auch so hip zu sein?! Zumindest sah er danach nicht mehr so wuschelig aus. *grins*
Frisch frisiert ließen wir uns durch die Straßenzüge treiben. Vorbei an einem tollen Schokoladenladen mit leckeren Pralinen und ein paar alten, hübschen Holzhäuschen.
Zum Abschluss tranken wir noch einen leckeren Kaffee im „Lykke Nytorget“. Der Kladdkaka dort sah so gut aus, dass wir den auch noch bestellten. Eine verdammt gute Entscheidung! Dieser Schokoladenkuchen kam direkt aus der Zuckerhölle! Mit seiner leicht knusprigen Außenseite und dem weichen, köstlichen Innenleben war er der absolute Kuchentraum und so viel besser als der von „Leonardos“.
Das angesagte Viertel SoFo gefiel uns ganz gut, auch wenn es nicht so herausgeputzt und charmant ist wie z.B. die Altstadt Gamla Stan. Dafür ist es echt und bei weitem nicht so voll mit anderen Touristen.
Friedhofsbesuche stehen, genauso wie Cafébesuche, auf fast jeder unserer Sightseeing-Listen. Beides sind irgendwie kulturelle Sehenswürdigkeiten und in jedem Land so unterschiedlich.
Mit Uber fuhren wir deshalb in den Süden der Stadt zum Skogskyrkogården. Der über 100 Hektar große Waldfriedhof gehört zum UNESCO-Welterbe und ist eine gelungene Verbindung von Natur und nordisch-moderner Architektur.
Praktischerweise konnten wir beide genannten Sightseeing-Spots miteinander verbinden, denn auf dem Friedhof gibt es ein Besucherzentrum mit Café. Eine Fika auf einem Friedhof? Ein komischer Gedanke, der sich aber schnell verflüchtigte. Es war richtig nett, dort auf den Gartenstühlen zu sitzen, den Vögeln zuzuhören und die Ruhe zu genießen. Nur leider aß ich an diesem Tag viel zu viel Süßkram. Die Zimt-Schnecken sahen aber auch soooo gut aus! Hilfe! Wenn wir wieder zuhause sind, gibt’s nur noch Salat!
Die Avicii Arena (110 Meter Durchmesser) war unser nächstes Ziel. Sie ist eine Multifunktionsarena und war einst das größte kugelförmige Gebäude der Welt. Die MSG Sphere in Las Vegas hat mit einem Durchmesser von 157 Metern die Avicii Arena abgelöst.
An der Außenfassade dieses gigantischen Schneeballs sind zwei Glasgondeln angebracht, die mutige Menschen in eine Höhe von 130 Metern bringen. Wow, das war ja etwas für mich! Tom hingegen hasst ja solche Aktivitäten…
Die zwei Tickets (180 SEK; 15 € pro Person) waren schnell gekauft. Bis zur Fahrt mussten wir allerdings noch eine Stunde warten, da alle Gondeln vorher bereits ausgebucht waren. Egal, tranken wir in der gegenüberliegenden Bar halt etwas.
Pünktlich zurück, wurden wir zunächst in ein kleines Kino geleitet, wo ein kurzer, recht uninteressanter Film über den gleich zu sehenden Ausblick gezeigt wurde. Dann ging es in die Gondel, und langsam fuhren wir nach oben.
Dort genossen wir einige Minuten den schönen Rundumblick bei bestem Wetter.
Nach insgesamt 15 Minuten Fahrt kamen wir wieder unten an und bestellten direkt ein Uber, das uns zum Restaurant „Meatballs for the People“ brachte. Dort war es allerdings unglaublich voll. Bestimmt 20 Leute warteten bereits vor dem Lokal auf einen freien Tisch. Da entschieden wir uns lieber, in die Altstadt zu laufen und uns dort ein Restaurant zu suchen. Die Auswahl ist dort ja groß genug. Unsere Wahl fiel auf das „C+C“, das schwedische Küche bietet, und wir wurden nicht enttäuscht. Die Köttbullar und das Rentierfilet waren sehr lecker.
An der Hotelbar genossen wir noch einen Absacker und die Wärme vom Tischlagerfeuer. Mega, so ein Tisch!
Schritte: 24.029
Wetter: Sonne-Wolken-Mix, 23°C
25.07.
An diesem Morgen ließen wir uns Zeit und machten uns erst um 10:00 Uhr auf den Weg. Sämtliche Indoor-Aktivitäten der Stadt hatte ich für einen Regentag eingeplant. Da wir jedoch nur schönes Wetter hatten, standen sie halt alle am letzten Tag auf dem Programm.
Als wir vor das Hotel traten, war alles nass. Es muss noch vor wenigen Minuten geregnet haben! Glück gehabt!
Zuerst schlenderten wir durch die nette Fußgängerzone, und Tom holte sich sein Frühstücksbrötchen.
Für 11:00 Uhr hatten wir einen Termin in der Icebar, wo konstant -5°C herrschten. Zum Glück bekamen wir warme Überwurfjacken, denn ich als Frostbeule hätte da sonst keinen Fuß reingesetzt! An der aus Eisblöcken bestehenden Bar bestellten wir einen Drink mit und einen ohne Alkohol. Diese wurden passenderweise in einem Eisglas serviert. Mit den dicken Handschuhen waren die ziemlich schwierig zu halten.
Trotz der recht dicken Überwurfjacke war mir nach drei Minuten bereits arschkalt. *gg* Aber sogar Tom fand es etwas frisch. Gut, das könnte auch an seiner kurzen Hose gelegen haben!
Nach einer halben Stunde waren unsere Drinks leer und mein Kopf war komischerweise leicht benebelt. Verdammt… Wir hatten doch nicht etwa…? Doch! Wir hatten unbeabsichtigt unsere Getränke vertauscht, und ich hatte jetzt Wodka intus! Na, toll!! *lach*
Als wir dann wieder draußen standen und die 24°C warme Luft uns umhüllte, sahen wir, dass die Straßen erneut nass waren. Ein weiterer Regenschauer hatte sich über der Stadt ergossen. Erneut Glück gehabt!
Gemütlich spazierten wir durch den Brunkebergstunnel. Der 231 Meter lange Tunnel wurde von 1884 bis 1886 erbaut, um die Fortbewegung zwischen den Stadtteilen Norrmalm und Östermalm zu erleichtern und den steilen Aufstieg über den Hügel Brunkebergsåsen zu vermeiden.
Da wir Märkte und Markthallen lieben, musste natürlich auch die historische Östermalms Saluhall auf unsere Liste. Das rote Backstein-Gebäude im Stil der Neorenaissance wurde bereits 1888 eröffnet und vor einigen Jahren aufwendig restauriert.
Beim Betreten des Gourmettempels drangen uns direkt die unterschiedlichsten Düfte in die Nase und mir lief sofort das Wasser im Mund zusammen. Die Auswahl ist exquisit und die angebotenen Leckereien nicht ganz günstig. Aber dennoch konnten wir uns nicht zurückhalten und gönnten uns drei Smörrebröd, geräucherte Shrimps, Käsehappen, vier kleine Teilchen und zwei Stücke Kuchen. Dazu tranken wir vier Gläser Wein, was uns insgesamt stolze 144 Euro ohne Trinkgeld kostete! Ups… Egal, es war alles richtig lecker!
Neben der Östermalms Saluhall gibt es in der Stadt noch eine weitere Markthalle, die zweistöckige Hötorgshallen. Seit 1958 werden dort internationale und schwedische Spezialitäten angeboten. Zudem gibt es zahlreiche Restaurants und Imbissstände, die Gerichte aus der ganzen Welt anbieten. Uns war die Halle aber zu voll und irgendwie nicht so sympathisch.
Unser nächstes Ziel war das Vasa-Museum, eine der Hauptattraktionen der Stadt. Die Vasa, das prächtige Kriegsschiff der schwedischen Marine, sollte im Jahr 1628 die Weltmeere beherrschen. Stattdessen endete ihre Jungfernfahrt spektakulär im Stockholmer Hafen. Nur 1300 Meter nach dem Ablegen kenterte die Vasa bei einem leichten Windhauch und sank majestätisch und ziemlich unglamourös vor den Augen der schockierten Zuschauer.
Nach 333 Jahren wurde das Schiff 1961 geborgen und ist heute im Museum zu bewundern.
Nachdem wir bezahlt hatten, betraten wir die halbdunkle, riesige Halle und standen ziemlich überwältigt vor dem sensationell gut erhaltenen Kriegsschiff. Wow!
Auf vier Etagen bietet sich ein großartiger Blick auf die wohl größte Fehlkonstruktion der Seefahrt. 98 % des Schiffes sind original, was uns wirklich beeindruckte. Besonders faszinierend waren die fast 700 Skulpturen und Ornamente, die auf der Jungfernfahrt bunt bemalt waren. Diese sollten die Gegner erschrecken und ängstigen sowie Macht und Reichtum symbolisieren.
Der Besuch war unglaublich beeindruckend, und das Vasa-Museum gehört definitiv zu unseren Must-sees in Stockholm.
Bis zum heimlich von mir geplanten Abendessen hatten wir noch über eine Stunde Zeit. So spazierte ich etwas am Wasser entlang, während Hase spontan das Spritmuseum besuchte.
Per Zufall fand ich bei meiner Reisevorbereitung das Restaurant „Ardbeg Embassy“. Embassies sind spezielle Außenposten auf der ganzen Welt – Einzelhändler, Bars und Restaurants –, die einem ein Stück Islay-Feeling fernab von Schottland vermitteln.
Sollte ich dort vielleicht einen Tisch reservieren? *muhahahahah* Was für eine überflüssige Frage!! Keine drei Minuten nach meiner Entdeckung waren zwei Plätze für uns gebucht. Meinem Hasen verriet ich jedoch noch nichts, auch wenn es schwer war, mein Dauergrinsen zu unterdrücken. *ggg*
Am heutigen Abend war es dann soweit, und ich führte ihn zum Restaurant. Die Freude war groß, und gemeinsam genossen wir das hervorragende Essen und die leckeren Getränke. Allein die Whisky-Karte umfasst 20 Seiten, und Tom konnte sich nur schwer entscheiden.
Gemütlich genossen wir den letzten Abend, tranken Whisky, Gin und Wein und ließen es uns einfach gut gehen.
Zurück im Hotel packte ich rasch schon mal etwas zusammen, und gegen 00:00 Uhr lagen wir im Bett.
Schritte: 21.104
Wetter: Sonne-Wolken-Mix, 24°C
26.07.
Da unser Flug erst am Abend ging, hatten wir an diesem Tag noch ein paar Stunden Zeit für Sightseeing. Nachdem wir unsere Siebensachen gepackt und die Koffer im Hotel deponiert hatten, starteten wir zu einer letzten Stadterkundung. *schnief*
Wir kauften noch ein paar Mitbringsel, machten eine letzte Fika, besorgten die besten Zimtschnecken im Café Schweizer für Freundinnen und stöberten noch einmal durch einige Geschäfte. Die Stadt war viel voller als an den letzten Tagen, der Wochenendtourismus hatte begonnen. Es wurde für uns Zeit, nach Hause zu fliegen.
Ein paar Stunden hatten wir allerdings noch und suchten uns einen schönen Platz direkt am Wasser. Zum Abschluss gönnten wir uns eine Flasche Wein und genossen die Aussicht, den warmen Wind und die Zweisamkeit. Wir streckten unsere Gesichter in die Sonne und atmeten tief durch – ein herrlicher Ort.
Dann kamen wir auf die „tolle“ Idee, doch noch die Bratwürstchen aus der Markthalle Östermalms Saluhall zu kaufen. Die Halle lag ja fast auf dem Weg… Blöderweise hatten wir uns aber geirrt, und die Würstchen gab es dort gar nicht, sondern in der Hötorgshallen! Verdammt, also eilten wir im Laufschritt auch noch dorthin. Mein Hase fing bereits an zu schwitzen und schimpfte, dass er doch lieber auf die Bratwürstchen verzichtet hätte!
Leicht durchgeschwitzt kamen wir um 16:00 Uhr wieder am Hotel an. Die Packungen mit den Würstchen waren schnell im Koffer verstaut, und auch die Zimtschnecken fanden ihren Platz in der neuerworbenen Tasche. Mit Uber (492 SEK; 42 €) fuhren wir zum Flughafen. Krass, wie viel billiger Uber im Vergleich zu einem normalen Taxi ist.
Zum Glück war der Check-in bereits geöffnet. Immerhin waren wir drei Stunden vor dem Abflug dort. Nach der Sicherheitskontrolle aßen wir in einem Buffetrestaurant etwas. Für 219 SEK (18,50 €) pro Person waren sogar Softdrinks und Eiscreme enthalten. So günstig hatten wir die letzten fünf Tage nie gegessen!
Superpünktlich um 19:55 Uhr verließen wir schwedischen Boden.
Nach einem etwas unruhigen Flug – was aber eher an dem kranken und weinenden Kind (arme Maus) zwei Reihen vor uns lag als an den Flugkünsten des Piloten – kamen wir um kurz vor 22:00 Uhr wieder in Düsseldorf an. Onkel und Tante warteten bereits auf uns, und dank meiner wieder normalen Stimme wurde es eine kurzweilige Rückfahrt. *lach*
Schritte: 24.828: Uhr
Wetter: Sonne-Wolken-Mix, 25°C
Fazit
Alter Schwede, was waren das für schöne Tage!
Die Stadt, auf vielen Inseln gebaut, hat uns wirklich begeistert. Ständig die Nähe zum Wasser, die vielen hübschen kleinen Häuser und großen schicken Bauten, der Mix aus Stadt und Natur, die Leichtigkeit der Schweden und dazu noch das tolle warme Sommerwetter – Das pure Leben!
Euer Bargeld könnt ihr getrost zuhause lassen. In Schweden wird alles, wirklich alles mit der Kreditkarte bezahlt. Selbst die öffentlichen Toiletten oder der Schokoriegel am Kiosk, ohne Karte geht nichts. Wir haben tatsächlich nicht einen einzigen Cent Bargeld ausgegeben. Das gab es bisher in keinem unserer Urlaube!
Fast überall gibt es kostenloses Trinkwasser. Deshalb empfiehlt es sich, eine Trinkflasche mitzunehmen, die wir sogar in Restaurants problemlos auffüllen konnten.
Diese wunderbaren Tage in Stockholm werden uns noch lange in Erinnerung bleiben – ein Stückchen Schweden haben wir im Herzen mitgenommen.