Schottland 2024 Tag 10

07.03.

Als wir an diesem Morgen aufwachten, war draußen alles mit Raureif überzogen und die Sonne blinzelte schon über die Berggipfel.

Wir öffneten die großen Flügeltüren und ließen die kalte, frische Luft in unsere Hütte strömen. In der Sonne war es herrlich warm und wir waren dankbar für diesen wundervollen Start in den Tag!

Nachdem die Waschmaschine fertig war und wir die Sachen zum Trocknen aufgehängt hatten, machte ich mich um 10:00 Uhr zu Fuß auf den Weg. Mein Hase wollte eine halbe Stunde später starten und mich dann einsammeln.

Dick eingepackt und glücklich spazierte ich die Straße entlang und genoss die kühle Morgenluft.

Letztendlich kam Tom erst um kurz vor 11:00 Uhr mit dem Auto angerauscht. Er hatte auf der Terrasse gesessen, gelesen und einfach die Zeit vergessen. Nicht schlimm, so konnte ich auch ein bisschen länger Bilder machen und alles genießen.

Wieder vereint starteten wir unsere Tour „Road to the Isles“, die uns von Fort William nach Mallaig führte. Den ersten Stopp legten wir im kleinen Dorf Glenfinnan ein, bekannt durch das Glenfinnan Monument. Dieses markiert den Ort, an dem 1745 die Standarte von Prinz Charles Edward Stuart zu Beginn des zweiten Jakobiteraufstands gehisst wurde. Übrigens zeigt die Statue oben auf dem Monument nicht den Prinzen, wie man meinen könnte, sondern einen unbekannten Highlander im Kilt.

Wahrscheinlich kennen die meisten das Dorf aber eher, weil dort auch das berühmte Glenfinnan Viadukt steht. Schließlich fährt der Hogwarts-Express über diese wunderschöne Brücke!
Was? Kennt ihr nicht?? Noch nie etwas von Harry Potter gehört?

Wir kennen die Filme auf jeden Fall bald auswendig! Haben wir sie doch schon etliche Male gesehen. Wie oft wir allerdings schon in Glenfinnan waren…? Das wissen wir nicht! Wahrscheinlich genauso oft. *lach*

Dieses Mal wollten wir aber auch unbedingt bis zum Viadukt laufen. Das hatten wir nämlich noch nie gemacht! Nach einem kurzen Ausflug auf den uns unbekannten Aussichtspunkt marschierten wir los.

Am Viadukt angekommen spazierten wir den Weg weiter nach oben, um eine bessere Sicht zu haben.

Als mein Hase dann einen Blick auf seine Blutzucker-App warf, war klar, dass ich den Weg wohl alleine zum Glenfinnan Station Museum laufen würde. Sein Blutzuckerwert war recht niedrig und „praktischerweise“ hatte mein nicht gerne wandernder Ehemann seine Müsliriegel im Wagen gelassen… So drehte er um und wollte mich dann am Museum mit dem Auto abholen.

Die meisten Touristen liefen ebenfalls nicht den kompletten Rundweg und so genoss ich die Stille und Abgeschiedenheit, während ich den Rest des Weges beinahe ganz für mich allein hatte. Ich liebe das ja! Dazu noch die atemberaubende Aussicht auf Loch Shiel und die majestätischen Berge im Hintergrund… einfach wunderschön!

Gemeinsam wollten wir uns anschließend eigentlich die Saint Mary & Saint Finnan Church ansehen. Leider war es uns nur möglich, sie von außen zu betrachten, da alle Türen verschlossen waren. Trotzdem genossen wir den Anblick auf Loch Shiel und die wärmenden Sonnenstrahlen.

Weiter ging unsere Fahrt Richtung Meer. Am Ende von Loch Eilt machten wir jedoch zuvor einen kurzen Zwischenstopp, nämlich am Grab von Dumbledore. Eingefleischte Harry-Potter-Fans werden die kleine Insel namens Eilean na Mòine („Torfinsel“ auf Deutsch) sofort erkennen. Schließlich ruht dort Hogwarts-Schulleiter Albus Dumbledore!

Bevor wir jedoch zu den traumhaften „Silver Sands of Morar“ an der Küste fuhren, bogen wir im Dorf Arisaig ab und folgten der Single-Track Road entlang des Loch nan Ceall.

Die schmale Straße führte uns malerisch direkt am Ufer entlang. Rechts und links der Straße standen alte, teilweise bereits abgestorbene Bäume, die durch Wind und Wetter bizarre Formen angenommen hatten.

Am Ende der Strecke erreichten wir einen kleinen Parkplatz, wo wir uns eine Weile auf die Steine am Ufer setzten. Dort ließen wir uns von der warmen Sonne verwöhnen und genossen die friedliche Atmosphäre, während die Wellen sanft an die Küste plätscherten.

Am Horizont waren die Umrisse der Inseln Eigg, Rùm und natürlich Skye deutlich zu erkennen.

Den Nachmittag verbrachten wir dann an den wunderschönen kleinen Buchten entlang der Küste. Optisch würde man sie ja eher in der Südsee vermuten. Diese Farben sind einfach traumhaft.

Wäre es an den Sandstränden, die im Sonnenschein silbrig schimmern, nur um 20 °C wärmer, würde man dort bestimmt kein Bein auf die Erde bekommen. Aber so? Herrlich einsam!

Gegen 17:00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg. Aber erst, nachdem Tom sich ein Sandwich im Coop gekauft hatte. Der Arme hatte schon ganz schlechte Laune vor lauter Hunger! Oder sollte ich besser „ICH Arme“ schreiben? Denn schließlich musste ich seine Laune ja ertragen! *grins*

Kurz vor Fort William hielten wir im Örtchen Corpach an und eilten zum Strand hinunter. Die Sonne ging bald unter und ich wollte unbedingt noch ein paar Bilder vom Schiffswrack machen, das dort seit Jahren am Strand liegt.

Das 26 Meter lange Boot namens „MV Dayspring“ wurde 1975 gebaut und diente als Fischereiboot, das in der Nordsee Heringe und Makrelen fischte. Später wurde es in „Golden Harvest“ umbenannt und blieb weiterhin als Fischerboot in Nordirland im Einsatz.
Nach seiner Rückkehr nach Schottland wurde das Boot zunächst am Kinlochleven Pier im Loch Leven verankert. Es sollten Pläne für ein schwimmendes Fischrestaurant verwirklicht werden, doch diese wurden nie umgesetzt. Aufgrund steigender Ölpreise und sinkender Fischbestände wurde das Boot schließlich außer Dienst gestellt.

Im Jahr 2009 wurde das Schiff in die Camusnagaul Bay am Loch Linnhe verlegt und erhielt zahlreiche Reparaturen. Am 8. Dezember 2011 riss ein heftiger Sturm das Schiff von seinem Anker und es lief kontrolliert durch die Küstenwache am Strand zwischen den Dörfern Corpach und Caol auf Grund.

Warum das Schiff nicht wieder repariert wurde, ist mir ein Rätsel. Vielleicht waren die Kosten zu hoch? Wer weiß…
Wie dem auch sei, heute ist es auf jeden Fall ein hübsches Fotomotiv! Auch wenn das Licht nicht mehr ganz optimal war, habe ich dennoch ein paar nette Bilder hinbekommen!

Abendessen gab es dann im indischen Restaurant „Spice Tandoori“. Das Essen hatten wir allerdings besser in Erinnerung. Es war zwar nicht schlecht, aber vielleicht testen wir das nächste Mal einen anderen Inder in der Umgebung. Ich muss mal gucken, wo sich noch einer befindet.

Um 20:00 Uhr waren wir wieder in unserem gemütlichen Cottage, packten schon mal ein paar Sachen zusammen, machten den Kamin an und chillten noch etwas auf dem kuscheligen Sofa. Es war herrlich, einfach nur die Zeit zu genießen.

Kilometer: 152
Wetter: 8°C – 12°C, Sonne-Wolken-Mix


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